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Altersfreundliche Umgebungen: in vielen Gemeinden ein Thema

Lea Berger

Altersfreundliche Umgebungen sind integrierend, sicher und fördernd. Sie helfen, Altersdiskriminierungen zu vermeiden. In vielen Gemeinden ist Alterspolitik ein Thema. Drei Gemeinden fallen besonders auf.

Mit dem Ziel, schweizweit zu erheben, wie die Gemeinden und Städten in Sachen Alterspolitik und Gestaltung altersfreundlicher Umgebungen aufgestellt sind, mandatierte die a+ Swiss Platform Ageing Society in Zusammenarbeit mit der SAGW, dem Schweizerischen Gemeindeverband und dem Schweizerischen Städteverband das Forschungsbüro gfs Bern. Resultat dieser schweizweiten Erhebung auf Gemeindeebene ist der Bericht «Altersfreundliche Umgebungen in der Schweiz», welcher am 29. Januar 2020 online publiziert wurde.[1] Gemäss der WHO weisen altersfreundliche Umgebungen folgende Merkmale auf: Sie sind niederschwellig zugänglich, gerecht, integrierend, sicher und fördernd und helfen, Altersdiskriminierungen zu vermeiden. Darüber hinaus fördern sie die gesellschaftliche Partizipation sowie die Autonomie der älteren Bevölkerung.

Wichtige Befunde zu den strukturellen und inhaltlichen Aspekten

Die Umfrage ging hauptsächlich zwei Leitfragen nach: Welche strukturellen Voraussetzungen sind in den Gemeinden bezüglich der Gestaltung von altersfreundlichen Umgebungen gegeben, und welche inhaltlichen Prioritäten und Handlungsbedarfe werden von den Gemeinden gesetzt und identifiziert? Strukturell gesehen verfügt rund die Hälfte der Gemeinden über eine Stelle oder verantwortliche Person für die Alterspolitik. Ausserdem verfügen mehr als 50% der befragten Gemeinden über ein eigenes oder ein gemeindeübergreifendes Leitbild für die Alterspolitik, oder plant dessen Erarbeitung. Kantonale Steuerungsinstrumente (wie zum Beispiel Altersstrategien) werden von mehr als einem Drittel der befragten Gemeinden verwendet. Was die inhaltlichen Aspekte der Alterspolitik angeht, so wird beobachtet, dass diese sich mehrheitlich stark auf die Kernaufgaben „Pflege und Betreuung“, „soziale Integration“ sowie „gesellschaftliche Partizipation“ konzentriert.

Wo besteht Handlungsbedarf?

Die identifizierten Herausforderungen sind für alle Siedlungsarten und Sprachregionen gleich: Politischen Handlungsbedarf orten die befragten Gemeinden am stärksten in den Bereichen Wohnen, öffentlicher Verkehr und Mobilität. Die Analysen machen ausserdem deutlich, dass direkte Mitgestaltungs- und Austauschmöglichkeiten in der Alterspolitik nur minderheitlich präsent sind: eine Mehrheit von 57 Prozent der Gemeinden bietet keine entsprechenden Instrumente zur Teilhabe der betroffenen Bevölkerung.

Darüber hinaus zeigt ein exploratives Modell, welches die Kategorien «Steuerungsinstrumente», «Ressourcen», «Vernetzung» und «Partizipation» berücksichtigt, auf, dass die Entwicklung hin zu einer umfassenden Alterspolitik am stärksten mit der Siedlungsart zusammenhängt: Je urbaner die Gemeinde, desto umfassender das Angebot. Der Weg zu einer umfassenden Alterspolitik scheint daher besonders für kleinere, ländliche Gemeinden eine besondere Herausforderung zu sein.

Altersfreundliche Umgebungen sind auch in kleineren Gemeinden realisierbar!

Zoomt man von der Makro-Perspektive hin zu einer Meso-/Mikro-Sicht, wird ersichtlich, dass auch kleinere und ländlichere Gemeinden eine besonders umfassende Alterspolitik entwickeln können. Dies ist der Fall von drei identifizierten Best-Practice-Gemeinden, die keine Städte sind, jedoch einen hohen Index aufzeigen:

Lyss (BE): Die Gemeinde Lyss (15 425 EinwohnerInnen) entwickelt ihre Alterspolitik mit externer Fachberatung laufend weiter, und stützt die Priorisierung ihrer alterspolitischen Massnahmen auf ein einzigartiges, gemeinsam mit allen Akteuren schrittweise weiterentwickeltes Wirkungsmodell ab.

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Chavannes-Près-Renens (VD): Zusammen mit dem NCCR Lives und der Fondation Leenards entwickelte die Gemeinde von 8026 EinwohnerInnen das Programm «Cause Commune». Dieses hat einen besonders partizipativen und inklusiven Charakter.

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Cadenazzo (TI): Die Einführung der « Custode sociale » (SozialbetreuerIn) in der 2932-köpfigen Gemeinde werden die Bedürfnisse sondiert und ein Vertrauensverhältnis geschaffen. Durch die Zusammenarbeit mit Spezialisten sowie regelmässige Begegnungsmomente wird die ältere Bevölkerung sowie ihre Angehörigen unterstützt und gefördert.

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