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Risikogruppen, Altersdiskriminierung und Generationenfrieden

Sind wirklich alle Personen über 65 durch Covid-19 besonders bedroht? Und wie beeinflusst diese Vorstellung das Verhältnis zwischen den Generationen?

Die Pro Senectute plädiert gemäss NZZ am Sonntag dafür, den Begriff «Risikogruppe» zu überprüfen. Man könne nicht mit Sicherheit sagen, dass alle Personen über 65 schwer erkrankten. Alle kollektiv in die Isolation zu schicken, komme einer Altersdiskriminierung gleich. Zumal das kalendarische Alter nichts über den effektiven gesundheitlichen Zustand einer Person aussagt. Zudem bedroht dieser Fokus auf die Seniorinnen und Senioren, die es zu schützen gilt, den Generationenfrieden. Bereits werden erste Vorwürfe laut, sie seien schuld an den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen dieser Krise. Plötzlich taucht der Begriff «Senizid» auf, die Altentötung, die es in verschiedenen Kulturen geben soll. Mehr als ein Mythos ist das allerdings nicht. Es gibt keine Belege für Senizid, wie Felix E. Müller ebenfalls in der NZZ am Sonntag darlegt. Und auch das Bild der Alten, die zur Last werden, stimmt in unserer Gesellschaft keineswegs. «Der monetäre Transfer von den «Alten» zu den Jungen übersteigt jenen von den Jungen zu den Alten in der Schweiz markant», schreibt der SAGW-Generalsekretär Markus Zürcher in einem Leserbrief als Reaktion auf diese Debatte (NZZaS, 20. April 2020).

Andrea Kučera: «Nicht alle Senioren gehören in die Risikogruppe» (NZZaS, 18.04.2020)

Felix E. Müller: «Die Tötung der Alten - Gab es das?» (NZZaS, 18.04.2020)