Infrastrukturen

Einleitung: Forschungsgrundlagen schaffen

Daten sind der Rohstoff wissenschaftlicher Arbeit. Forschende der Geistes- und Sozialwissenschaften sind auf Daten aus einer Vielzahl von Quellen angewiesen, von der antiken Münze, über Handschriften und Rechtsquellen bis zu zeitgenössischen Umfragen und audiovisuellen Dokumenten. Langfristige Forschungsprojekte erschliessen solche Quellen, sammeln Daten, bereiten sie auf und machen sie für Forschende nutzbar, zum Beispiel in Form von Wörterbüchern, Editionen oder Datenbanken. Analog zum Schienennetz im öffentlichen Verkehr schaffen sie dadurch eine Infrastruktur, die effiziente und anschlussfähige Forschung erlaubt.

Die SAGW gehört zu den bedeutendsten Trägerorganisationen von Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften in der Schweiz. Sie setzt sich dafür ein, dass Forschungsgrundlagen allen zur Verfügung stehen (Open-Science-Initiative) und transparent sowie anschlussfähig sind (Fair-Guiding-Principles). So schafft die Akademie wichtige Grundlagen für die Digital-Humanities-Forschung.

Wie beim Schienennetz spielt die internationale Vernetzung eine zentrale Rolle – von Forscherinnen und Forschern, Daten, Ideen und Institutionen. Deshalb engagiert sich die SAGW in verschiedenen grenzüberschreitenden Initiativen. Darüber hinaus möchte sie Orientierung schaffen in der mitunter unübersichtlichen Landschaft von langfristigen Projekten im Bereich der digitalen Geisteswissenschaften.

Verschiedene Formen von Langzeitprojekten bei der SAGW

Die SAGW selbst kennt verschiedene Formen des Engagements für Langzeitprojekte:

Langzeitunternehmen

Die fünf so genannten «Langzeitunternehmen» wie das Historische Lexikon der Schweiz oder die Nationalen Wörterbücher führt die SAGW in Eigenregie und hat die Förderverantwortung. Einige dieser Unternehmen führen zudem Nebenprojekte wie Metagrid oder das Schweizer Textkorpus.

Die Finanzierung wird über die Kreditlinie «Langzeitunternehmen» über das Budget der Akademien Schweiz gemäss BFI-Botschaft 2021–2024 und Leistungsvereinbarung mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation sichergestellt. Mit der strategischen Leitung der Qualitätssicherung sind Kommissionen beauftragt.

Editionen

Ab 2021 hat die Akademie zudem die Förderzuständigkeit für acht längerfristige Editionen vom SNF übernommen. Die Finanzierung für diese Editionen wird jeweils für vier Jahre gemäss BFI-Botschaft festgelegt, basierend auf einem Antrag des Evaluationsboards für Editionen. Überdies sind 13 Kuratorien und Kommissionen bei der Akademie angesiedelt, die als wissenschaftliche Begleitgruppen für Projekte wie das Repertorium Academicum oder das Corpus Vasorum Antiquorum agieren, während die Subventionierung dieser Projekte über andere Förderkanäle läuft.

Fachportale und weitere Langzeitprojekte

Ein weiteres Engagement der SAGW im Bereich der Langzeitprojekte sind vier Fachportale in den Bereichen Altertum, Kunst, Kultur und Gesellschaft, Sprache und Literatur sowie weitere, extern finanzierte Forschungsinfrastrukturen aus ihrem weiteren Netzwerk wie das Data and Service Center for the Humanities oder das Verzeichnis Agate mit abgeschlossenen und laufenden Forschungsprojekte von Akademien in Deutschland und der Schweiz.

Übersicht: Langzeitprojekte im Netzwerk der SAGW

Internationale Kooperationen

Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities (Dariah)

Die «Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities» – kurz: Dariah – ist der grösste Verbund von europäischen Forschungsinfrastrukturprogrammen in den digitalen Geisteswissenschaften. Seit 2023 ist die Schweiz volles Mitglied. Die Vollmitgliedschaft bietet Forscherinnen und Forschern in der Schweiz eine gute Gelegenheit, die oftmals geforderte internationale Anbindung in den Geisteswissenschaften zu fördern, ohne einen einschränkenden Sonderstatus zugewiesen zu erhalten. Damit können insbesondere der Knowhow-Transfer in den digitalen Methoden und Infrastrukturen der Geisteswissenschaften in Europa, die Zusammenarbeit und der Austausch mit europäischen Forschenden sowie die internationale Sichtbarkeit von Schweizer Forschungsprojekten gefördert werden.

Dariah wurde 2006 ins Leben gerufen und fördert die digital gestützte Forschung und Lehre in den Kunst- und Geisteswissenschaften. Dariah ist ein Netzwerk von Menschen, Fachwissen, Informationen, Wissen, Inhalten, Methoden, Werkzeugen und Technologien in 20 Mitgliedsländern. Es entwickelt, unterhält und betreibt eine Infrastruktur zur Unterstützung von Forschungspraktiken, die auf Informations- und Kommunikationstechnologien basieren, und unterstützt Forschende dabei, diese für den Aufbau, die Analyse und die Interpretation digitaler Ressourcen zu nutzen. Seit 2014 hat Dariah den Status eines «European Research Infrastructure Consortium» (Eric). Die Koordination in der Schweiz wird durch das Dariah-CH-Konsortium wahrgenommen, dem acht Universitäten sowie die SAGW angehören. Die SAGW hat Dariah von Beginn weg unterstützt und die Bildung des Schweizer Konsortiums in die Wege geleitet. Das Koordinationsbüro ist beim Swiss National Data and Service Center for the Humanities (DaSCH) angesiedelt.

dariah.ch

Common Language Resources and Technology Infrastructure (Clarin)

Clarin ist ein internationaler Verbund für mit digitalen Sprachdaten arbeitenden Disziplinen. Im Dezember 2020 hat sich unter der Geschäftsführung der SAGW das Konsortium von Clarin-CH konstituiert. Seine weiteren Mitglieder sind die Universitäten Zürich, Bern und Neuenburg sowie die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Die nationale Koordination nimmt die Linguistic Research Infrastructure an der Universität Zürich wahr. Seit 2023 hat die Schweiz einen Status als Beobachterin bei Clarin.

zu Clarin

A European Science Academies Gateway for the Humanities and Social Sciences (Agate)

Seit 2016 arbeitet die SAGW mit der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften zusammen, die seit 2015 ein Akademienportal unter dem Titel «A European Science Academies Gateway for the Humanities and Social Sciences» (Agate) entwickelt. Agate verfolgt das langfristige Ziel, eine paneuropäische digitale Plattform zu schaffen, welche die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit Forschung an den europäischen Akademien verbessert und internationale Kooperationen befördert.

zu Agate