Open-Access-Zeitschriften in der Schweiz: Chancen – Probleme – Desiderate
20.01.2017, 14:30 - 15:30
Eventfabrik,
SAGW
Die öffentliche Debatte über wissenschaftliche Publikationsformen hat mit der EU-Präsidentschaft der Niederlande 2016 und dem damit verbundenen Aktionsprogramm an Reichweite gewonnen. Auch in der Schweiz manifestiert sich ein deutlich gesteigertes Interesse sowohl der Forschenden als auch der zuständigen Institutionen, den freien Zugang zur Forschung, deren Daten und ihrer Ergebnisse zu gewährleisten. Die EU- und G7-Staaten bekräftigten ihrerseits die Absicht, bis 2020 den freien Zugang zu Publikationen über Ergebnisse öffentlich finanzierter Forschungsprojekte umzusetzen – wie das realisiert werden kann, ist allerdings offen. Dies gilt insbesondere für Herausforderungen im Bereich der Finanzierung, Infrastrukturen und Policies.
Open Access gewinnt an Bedeutung
Die Wege, die zu Open Access (OA) führen, sind vielfältiger geworden. «Konventionelle» Verlage haben ihr Angebot um OA-Geschäftsmodelle erweitert, es wurden OA-Verlage gegründet und in der Schweiz beginnen insbesondere die Hochschulbibliotheken OA-Publikationsdienstleistungen anzubieten, zu entwickeln oder zu unterstützen. Gleichzeitig ist, nach einer Phase des Aufbaus, ein wachsendes Bedürfnis seitens der Betreibenden von OA-Zeitschriften nach Professionalisierung und nach stabiler Finanzierung zu konstatieren. Noch ist hingegen unklar, wie die Finanzierung von OA-Zeitschriften in der Schweiz organisiert werden soll.
Lösungen für die Fachzeitschriften
Die SAGW sieht sich als Trägerin von über 60 Fachzeitschriften und als Mitunterzeichnerin der Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen in der Verantwortung, Open Access zu fördern. Sie ist daher daran interessiert, Lösungen für die Transformation ihrer Fachzeitschriften zu entwickeln. Das Zusammenspiel der Bedürfnisse der Fachgemeinschaft, der Trägerschaften von wissenschaftlichen Periodika, die vorhandenen Ressourcen und der steigende nationale und internationale Anpassungsdruck nach möglichst freiem und unmittelbaren Zugang zu wissenschaftlichen Informationen ist gegenwärtig noch keineswegs optimal aufeinander abgestimmt. Die Tagung will sich diesem brachliegenden Potential der besseren Koordination der Anstrengungen annehmen und überdies Lösungen für die Transformation und den Betrieb von geistes- und sozialwissenschaftlichen Open-Access-Zeitschriften thematisieren, indem die benötigten Ressourcen und Infrastrukturen identifiziert werden.
Fragekomplexe
Drei Fragekomplexe stehen dabei im Vordergrund:
- Wie funktionieren gute Open-Access-Zeitschriften? Welche Best Practice-Beispiele gibt es?
- Welche Lösungen, Unterstützungsangebote und Finanzierungsmöglichkeiten bestehen bereits für Open Access-Zeitschriften?
- Wo gibt es Lücken, wo besteht Handlungsbedarf?
Die Tagung adressiert die beiden ersten Hauptfragen mit den drei Themenblöcken “Best Practices für Open-Access-Zeitschriften”, “Infrastrukturen und Dienstleistungen für Open-Access-Zeitschriften” sowie “Finanzierungsmöglichkeiten”, während die Frage des Handlungsbedarfs in einer Podiumsdiskussion mit den zentralen Anbietern der Infrastrukturen und Dienstleistungen erörtert wird.
Die Veranstaltung richtet sich in erster Linie an einen Personenkreis, der in irgendeiner Form in den wissenschaftlichen Publikationsprozess eingebunden und mit Fragen des Open Access beschäftigt ist. Überdies sind die Träger von Periodika, die institutionellen Vertretungen der Forschungsförderung und -programme, der Hochschulen und Hochschulbibliotheken, der OA-Plattformen sowie der Verlage angesprochen.
Programm
09.15-09.20 Begrüssung: Markus Zürcher (SAGW)
09.20-09.40 Wissenschaftliche Open-Access-Publikationen und Open-Data-Science-Strategie und Realisation am Exzellenzcluster Topoi, Gerd Graßhoff (Humboldt-Universität Berlin)
09.40-09.50 Nationale Open-Access-Strategie: von den Zielen bis zur Umsetzung, Axel Marion (swissuniversities)
Block I: Best practices für Open-Access-Zeitschriften
Moderation: Markus Zürcher (SAGW)
09.50-10.10 Das Electronic Journal of Middle Eastern and Islamic Law (EJIMEL) – Erfahrungen bei der Gründung und Herausforderungen der Zukunft, Eveline Schneider Kayasseh (Uni Zürich)
10.10-10.30 Die Zeitschrift ThéoRèmes: Geschichte, Perspektiven, Herausforderungen, Anthony Feneuil (Université de Lorraine, Metz)
10.30-10.50 Diskussion
10.50-11.10 Kaffeepause
Block II: Infrastrukturen und Dienstleistungen für Open-Access-Zeitschriften
Moderation: Enrico Natale (infoclio.ch)
11.10-11.30 BOP-Serials: 5 Jahre Open-Access-Zeitschriften an der Universität Bern, Dirk Verdicchio (Universitätsbibliothek Bern)
11.30-11.50 E-Periodica – Angebote und Dienstleistungen im Rahmen einer Plattform für digitalisierte Zeitschriften, Regina Wanger (ETHZ Bibliothek)
11.50-12.10 Revues.org – Diffusionsplattform für Open-Access-Zeitschriften aus den Bereichen Sozial- und Geisteswissenschaften, Pierre Mounier (OpenEdition.org)
12.10-12.35 Diskussion
12.35-13.35 Mittagessen
Block III: Finanzierungsmöglichkeiten
Moderation: Dirk Verdicchio
13.35-13.55 Finanzierungsmodelle für Open-Access-Zeitschriften, Alice Keller (Zentralbibliothek Zürich)
13.55-14.15 Analyse der SAGW-Subventionen für Zeitschriften und Reihen, Beat Immenhauser (SAGW)
14.15-14.35 Die Wege zu Open Access in der Schweiz, Ingrid Kissling-Naef (Schweizerischer Nationalfonds)
14.35-14.45 Fördermöglichkeiten des Programms „Wissenschaftliche Information: Zugang, Verarbeitung und Speicherung”, Gabi Schneider (swissuniversities, Programmleitung SUK-P2)
14.45-15.10 Diskussion
15.10-15.45 Kaffeepause
15.45-16.45 Podiumsdiskussion: Fördermöglichkeiten für geistes- und sozialwissenschaftliche Open-Access-Zeitschriften in der Schweiz: Wo und inwiefern besteht Handlungsbedarf?
Moderation: Jean-Blaise Claivaz (Uni Genève)
Teilnehmende:
- Ingrid Kissling-Naef (SNF)
- Wilfried Lochbühler (Konferenz der Universitätsbibliotheken)
- Axel Marion (swissuniversities)
- Jean-Jacques Aubert (SAGW)
- Daria Pezzoli-Olgiati (Universität München)
16.45-16.50 Abschluss der Tagung, Markus Zürcher