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Neue Erhebungen zum Verhältnis der Generationen

Christina Graf

Die Pandemie ist nicht altersneutral. Sie trifft verschiedene Generationen auf unterschiedliche Weise und wird von diesen unterschiedlich wahrgenommen. Auch die Klimaerwärmung und die Altersvorsorge – beides prioritäre Themen in Politik und Gesellschaft – akzentuieren die Generationenfrage seit Längerem.

Sozialwissenschaftliche Studien sind deshalb entscheidend, um Veränderungen im gesellschaftlichen Zusammenleben und die Auswirkungen auf den Generationenfrieden zu verstehen (vgl. News-Beitrag vom 14. Mai). Die Annahme liegt nahe, dass das Verhältnis zwischen den Generationen unter den möglichen Zielkonflikte bei diesen Themen leiden könnte. Drei kürzlich publizierte sozialwissenschaftliche Erhebungen stellen fest: Pandemie und Digitalisierung betonen zwar Ungleichgewichte zwischen den Generationen – ein genereller Generationenkonflikt zeichnet sich indes nicht ab.

Generationen-Barometer 2020

Die Forschungsstelle Sotomo befragte im Auftrag des Berner Generationenhauses im September 2020 rund 3'300 Personen in der ganzen Schweiz. Repräsentativ für die sprachintegrierte Bevölkerung stellt sie fest:

  • Die Generation der «Baby-Boomer», die heute zur Gruppe der «jungen Alten» zählen, sind die Generation mit der grössten Lebenszufriedenheit. Bei den jungen Erwachsenen ist hingegen ein «bemerkenswertes Hoffnungsdefizit» zu beobachten.
  • Die Träume der jüngeren Generationen sind oft gesellschaftlich angepasst – bei den Normen, gerade hinsichtlich Beziehung und Sexualität, ist allerdings ein Wandel feststellbar. Generell nehmen Träume («geheime Wünsche und Sehnsüchte») mit zunehmendem Alter stark ab.
  • Ein genereller Generationenkonflikt wird nicht wahrgenommen, auch nicht im Kontext der Covid-19-Pandemie. Hier seien andere Bruchlinien, etwa zwischen Arm und Reich oder Stadt und Land, dominanter.

Zum Generationen-Barometer 2020

Schweizer HR-Barometer 2020 «Digitalisierung und Generationen»

Zwischen März und Juni 2020 wurde eine repräsentative Stichprobe von rund 2'000 Beschäftigen in der Schweiz befragt. Im Fokus standen der Umgang verschiedener Generationen mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf das persönliche Arbeitsleben. Die Herausgeber Gudela Grote (ETH Zürich) und Bruno Staffelbach (Universität Luzern) stellten fest:

  • Bei der Einstellung zur Digitalisierung gibt es keine Generationenunterschiede: Sie wird mehrheitlich positiv und als Chance im eigenen Arbeitsumfeld gesehen. Allerdings schätzen ältere Arbeitnehmende ihre «digitale Selbstwirksamkeit» durchschnittlich geringer ein.
  • In Unternehmen sind im Kontext der Digitalisierung Vorurteile gegenüber älteren Beschäftigten weit verbreitet.
  • Ältere Personen haben zudem ein durchschnittlich stärkeres Bedürfnis, Arbeit und Privatleben zu trennen. Deshalb würden sie durch die Digitalisierung und die Tendenz zu Homeoffice zusätzlich unter Druck geraten.

Zum Schweizer Human-Relations-Barometer 2020

Policy Brief zur «Swiss Corona Stress Study»

Einen Überblick zu den Auswirkungen des Covid-19-Lockdowns im Frühling auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung gibt die Spezialausgabe des Policy-Briefs von NCCR Lives. Auf Basis der breit angelegten «Swiss Corona Stress Study» halten die Autoren unter anderem fest: Ältere Menschen, Männer und Personen ohne psychiatrische Vorerkrankungen schienen allgemein besser gegen depressive Symptome gewappnet zu sein als andere Bevölkerungsgruppen.

Weitere Berichte und Ressourcen zum Generationenverhältnis stehen auf der «Swiss Platform Ageing Society» der Akademien der Wissenschaften Schweiz zur Verfügung.