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Science and You(th): Über Weltraumforschung, Aliens und Verschwörungstheorien

Beatrice Kübli
Pertinence sociale Gesellschaftliche Relevanz Akademien Schweiz

Für welche Wissenschaftsthemen interessieren sich Jugendliche? Im Projekt «Science and You(th)» diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Jugendlichen auf Augenhöhe. Am 7. November fand das Event zum dritten Mal statt. Die SAGW betreute den Workshop zur Area 51.

Beatrice Kübli

Was passiert eigentlich in der Area 51? Seit einer Stunde hatten wir mit den Schülerinnen und Schülern aus Aarberg bereits Wissenschaftsthemen besprochen und geclustert, als plötzlich diese Frage kam. Der Anlass war schnell geklärt. Der Schulworkshop fand im September statt, zeitgleich mit einer Facebook-Aktion zur Stürmung der sagenumwobenen US-Militärbasis Area 51. Damals wusste noch keiner, dass die Aktion ein Flop werden würde. Klar schien hingegen, dass dort etwas geheim gehalten werde. Aliens möglicherweise. Und wer, wenn nicht die Wissenschaft, könnte diese Frage beantworten? Die Jugendlichen liessen von den bisherigen Themen wie Organdruck, Bienensterben und künstlicher Intelligenz ab und fokussierten auf die Aliens. So fand die Area 51 Eingang in die Wissenschaftsthemen, welche am 7. November beim Treffen zwischen SchülerInnen und ForscherInnen auf dem Programm standen.

Wissenschaft in der Schule

Beim Projekt «Science and You(th) - Wissenschaft hört der Jugend zu!» von Science et Cité treten Jugendliche mit Wissenschaft und Politik in einen Dialog über Zukunftsfragen. Die Akademien, darunter auch die SAGW, beteiligen sich an diesem Austausch. Je eine Oberstufenklasse aus Aarberg, Langenthal und dem Hochfeld hatten die Begegnung am 7. November in Bern über mehrere Wochen vorbereitet, Themen identifiziert, Fragen an die Wissenschaft und Anliegen an die Politik formuliert. Im Fokus standen schliesslich die folgenden fünf Themen.

  • «Robotik und Künstliche Intelligenz: wie werden sie unseren (Arbeits-) Alltag verändern?»
  • «Bienensterben - Brauchen wir bald Drohnenbienen?»
  • «3 D Druck – Möglichkeiten, Chancen und Risiken einer neuen Technologie»
  • «Insekten statt Fleisch: wie ernähren wir uns in der Zukunft?»
  • «Area 51: von Weltraumforschung, Ausserirdischen und Verschwörungstheorien»

Die Suche nach Ausserirdischen

Die SAGW organisierte den Workshop zur Area 51. Vor Ort waren nicht nur Weltraumforscher, sondern auch eine Historikerin. Spoiler: Weder der Blick in die Vergangenheit noch der Blick in die Sterne brachten Aufschluss über die Existenz von Ausserirdischen. Zunächst fassten André Galli, Jonathan Gasser und Noah Jäggi vom Institut «Space Research and Planetary Sciences» der Universität Bern zusammen, was man bisher über Ausserirdische weiss: nichts. Es gebe keine bestätigten Meldungen über Ausserirdische. Überdies fehle auch eine allgemeingültige Definition von «Leben», erklärten die Experten. Ausserirdisches Leben trete vielleicht in einer für uns unvorstellbaren Form auf, als intelligente Wolke etwa. Die Weltraumexperten beschrieben den Jugendlichen die bisherigen Anstrengungen der Wissenschaft, intelligentes Leben ausserhalb der Erde zu finden: Als Kommunikationssignal für die enormen Distanzen eignen sich primär langwellige Radiostrahlen. Entsprechende Infrastrukturen existieren bereits. Die Herausforderung liegt darin, das Signal auszurichten. Wenn es weit reichen soll, erfasst es nur einen ganz engen Winkel. Die Chance ist klein, mit dem dünnen Strahl auf einen Planeten mit intelligentem Leben zu treffen. Zumal der Code auch noch entschlüsselt und zurückgesendet werden müsste, was mehrere Jahre dauern würde. Weshalb also hält sich so hartnäckig die Idee, dass in der Area 51 Aliens untersucht werden?

Wie es zu Verschwörungstheorien kommt

Die Historikerin Stefanie Mahrer beschäftigt sich unter anderem mit Verschwörungstheorien. Sie erzählt den Schülerinnen und Schülern, dass bereits in der Antike über Ausserirdische spekuliert wurde. Im Mittelalter, als man davon ausging, dass die Erde und die Menschen der Mittelpunkt des Universums seien, war die Existenz von Ausserirdischen ein Tabuthema. In der Aufklärung waren dann solche Gedanken wieder erlaubt. Allerdings liessen sich nun die Dinge nicht mehr mit einfachen Konstrukten wie dem Teufel erklären. Mit den vielen Unsicherheiten habe der Mensch Mühe, erklärte die Expertin den Jugendlichen. Er wünsche sich, dass alles irgendwie in einem logischen Zusammenhang stehe. Ein idealer Nährboden für Verschwörungstheorien. Was schiefläuft oder sich nicht erklären lasse, werde deshalb heute gerne mystischen Gruppierungen zugeschrieben.

Von Freunden und Feinden

In der anschliessenden Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern stellte sich die Frage, ob wir den Kontakt zu Ausserirdischen überhaupt suchen sollten oder besser nicht. Würden sie uns angreifen? Die Historikerin Stefanie Mahrer wies darauf hin, dass diese Vorstellung ein kulturelles Konzept sei. «Wir stellen uns Ausserirdische als Wesen mit einem Verständnis für Gut und Böse vor. Das sind aber Einstellungen und Werte, die auf unserer Zivilisation beruhen.» Die Ambivalenz zog sich durch den ganzen Workshop durch. Eine Schulklasse formulierte es wie folgt: «Wir hoffen, dass es Ausseriridische gibt und wir haben Angst, dass es so ist.» Während die einen Jugendlichen vorschlugen, bessere Geräte zu entwickeln, um Ausserirdische zu suchen, blieben andere skeptisch. Eine weitere Diskussion drehte sich um die Frage, ob die Regierung nicht offenlegen müsste, was sich in der Area 51 befindet. «Wir sollten unser Wissen und die Technologien miteinander teilen. Dann würden wir schneller Fortschritte machen», forderte ein Schüler. Ein guter Gedanke, der in der Wissenschaft auch umgesetzt werde, erklärten die Experten, allerdings nicht im Militär. Dann müsste man mehr Geld in die Forschung stecken, war das Fazit der Schüler.

Neugierde und mehr Geld für die Forschung

Am Nachmittag kam der Berner Stadtrat Mohamed Abdirahim hinzu und die Schülerinnen und Schüler hatten die Möglichkeit, ihre Forderung direkt an einen Politiker zu richten. Er machte die Jugendlichen darauf aufmerksam, dass mehr Geld für ein Gebiet immer auch ein Umverteilen und folglich weniger Geld für ein anderes Aufgabengebiet bedeute. Voller neuer Ideen und Eindrücke und mit in Plastilin geformten Zielen und Anforderungen an die Wissenschaft kehrten die Jugendliche schliesslich ins Plenum zurück. Dort hatten sie die Möglichkeit, sich die Ergebnisse der anderen Gruppen anzuschauen und ihre Eindrücke mit den anderen zu teilen. «Neugierig zu sein, lohnt sich!» war das Fazit der Jugendlichen.