Ein Staat, der heute seine Verfassung schafft oder revidiert, geht fehl, klärt er nicht zuvor Sinn, Ziele und Funktionen eines nationalen Grundgesetzes unter den aktuellen Bedingungen politischen Daseins. Das gilt auch für die laufende Nachführung der schweizerischen Bundesverfassung: Sie ist ein erster, wichtiger Schritt auf anspruchsvollem Weg. Weltweite Vermittlung und Abhängigkeit durch Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und neue Formen der Kommunikation; globale Bedrohung der natürlichen Voraussetzungen menschlicher Existenz; Herrschaft der Ideologien von Markt und Wettbewerb, von Deregulierung und Privatisierung; Migrationen, kulturelle Durchmischung; die gleichzeitigen und gegenläufigen Bewegungen von Individualisierung und Vermassung, bei schwindendem Verständnis für die Forderung der Solidarität: dies sind einige jener Bedingungen, welche die hier versammelten Texte aufgreifen. Sie reflektieren sie – in provokanter, zuweilen visionärer Weise – im Hinblick auf eine als offener Prozess verstandene Verfassungsgebung.