Die Inseln im Südmeere, der einzige Roman des einst berühmten dänischen Dichters Adam Oehlenschläger, geriet rasch in Vergessenheit – zu Unrecht, wie die vorliegende Arbeit zeigt, die in detaillierten Analysen des deutsch und dänisch verfassten Romans dessen literarischen Reichtum und die vielfältigen Textbeziehungen im Universum der Literatur sichtbar macht.
Mit seinem zweisprachigen Roman gestaltete Oehlenschläger auf der Basis von Schnabels Insel Felsenburg ein völlig neues Werk. Durch die Fülle von Reflexionen, Prätexten, Zitaten, lyrischen Einlagen, Novellen sowie dem Einbezug von Schnabels zentralen Strukturen und Hauptfiguren entstand ein vielschichtiger und dynamischer Text, der aber bisher beim Lesepublikum und in der Forschung nur wenig Beachtung gefunden hat. Die vorliegende Untersuchung beleuchtet anhand von Bachtins und Kristevas Polyphonie- und Intertextualitätstheorien die Mehrstimmigkeit und Vielfalt des Romans, wobei die Zweisprachigkeit ebenso einbezogen wird wie die verschiedenen Fassungen, die von der Erstausgabe teilweise stark abweichen. Detaillierte Analysen zeigen, dass der Roman zu seiner Zeit neuartige literarische Verfahren für die Textproduktion fruchtbar machte.
Autoreninformation:
Julia Meier hat in Zürich, Kopenhagen und Basel Skandinavistik und Germanistik studiert. Sie promovierte an der Universität Basel.