Sonderausstellung in der Antikensammlung der Universität Bern unter dem Patronat von Christine Häsler, Erziehungsdirektorin des Kantons Bern
Franticek Klossner
Mit der aktuellen Ausstellung sind die Skulpturen der Antikensammlung Bern im digitalen Zeitalter angekommen. Als aktive Kulturvermittler treten sie in Dialog mit dem Publikum. Interaktive Medien wie die Sprach- und Mimik-Erkennung, digitale Emotionsanalyse und dynamisches Videomapping, ermöglichen das direkte Gespräch mit ihnen. Über Mikrofone können sie «angesprochen» und befragt werden. In prägnanten Videosequenzen erläutern die olympischen Gottheiten ihre Bedeutung in der griechischen Mythologie und äussern sich zu aktuellen Themen der Gegenwart.
Digitale Kulturvermittlung
Entstanden ist das Ausstellungsprojekt im transdisziplinären Dialog mit meinem Künstlerkollegen Marc-André Gasser und der Direktorin der Antikensammlung Bern, Prof. Dr. Elena Mango. Unser Vorhaben wurde im Rahmen des Innovationswettbewerbs «KULTUR.DIGITAL» vom Amt für Kultur des Kantons Bern mit einem Impulsbeitrag ausgezeichnet.
Mit dem Ausstellungskonzept beschreiten wir neue Wege der Kulturvermittlung. Die weissen Figuren der Abguss-Sammlung werden zu Bildträgern der Gegenwart. Ein zehnköpfiges Team von Schauspielerinnen und Schauspielern hat bei der Entstehung der Ausstellung mitgewirkt. Ihre Gesichter erscheinen als Videoprojektionen auf den Statuen und Büsten. In insgesamt zwölf interaktiven Videoinstallationen verleihen sie den Skulpturen ihre Stimmen, ihren Ausdruck und eine zeitgenössische Sprache.
Kulturelle Vielfalt
Im Fokus der Ausstellungsthematik steht die Auseinandersetzung mit der eigenen Kulturgeschichte und Gegenwart. Aktuelle Themen wie Diversität, Gleichstellung, interkulturelle Kompetenz und gesellschaftliche Verantwortlichkeit werden ausgehend von historischen Fakten im heutigen Kontext betrachtet. Thema der Ausstellung ist damit auch die europäische Mentalitätsgeschichte. Wir fragen nach kollektiven Weltbildern, Sichtweisen und Orientierungsmustern «Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wie wollen wir sein?». Verbindende Werte, wie sie sich von der Renaissance, der Aufklärung und der Reformation bis hin zu den Emanzipations- und der Gleichstellungsbewegung in jüngerer Vergangenheit herausgebildet haben, werden in leicht zugänglicher Weise vermittelt.
Bildungsprojekt mit Modellcharakter
Bei der Umsetzung der Ausstellung war es uns ein zentrales Anliegen, ein Bildungsangebot für Schulklassen zu schaffen, das sowohl die Themen der Kulturgeschichte wie auch die Themen der Digitalisierung beinhaltet und beide Bereiche mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen verbindet. Die junge multikulturelle Generation soll gezielt für ihre gemeinsame Geschichte und Zukunft begeistert werden. Neue Technologien können im spielerischen Dialog erprobt und reflektiert werden. In pädagogisch attraktiver Weise wird der medienkritische Blick geschärft und die Medienkompetenz gefördert.
Transdisziplinarität
An der Realisierung der Ausstellung haben insgesamt 20 Künstlerinnen und Künstler sowie ein zehnköpfiges Team von Wissenschaftlerinnen und Technikern mitgewirkt. Im transdisziplinären Zusammenspiel von Geisteswissenschaften, Videokunst, Schauspiel, Archäologie, Philosophie, Interaktiven Theaterformen und neusten digitalen Technologien, ist eine äusserst lebhafte und unkonventionelle Ausstellung entstanden.
Mit einer Videoperformance zur Geschichte der Philosophie und der Aufklärung, ist auch Deutschlands bekannteste freie Philosophin, die Bestsellerautorin Rebekka Reinhard in der Ausstellung vertreten. Umgeben von prominenten Zuhörern wie Platon, Sophokles und Homer, verleiht sie einem Bildnis der antiken griechischen Dichterin «Sappho» eine prägnante Stimme der Gegenwart. Im Rahmen einer Sonderveranstaltung, wird die Philosophin am 14. November 2019 an der Universität Bern einen Vortrag halten. Informationen zur Veranstaltung: www.facinghistory.ch
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FACING HISTORY – KULTURGESCHICHTE IM DIALOG
7. Juni 2019 bis 7. Juni 2020
Antikensammlung Universität Bern