Die «Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities» – kurz: Dariah – ist der grösste Verbund von europäischen Forschungsinfrastrukturprogrammen in den digitalen Geisteswissenschaften. Nun soll die Schweiz, die bislang den Status einer Beobachterin innehatte, volles Mitglied von Dariah werden. Der Nationalrat hiess am 12. Dezember den Antrag aus der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur ohne Gegenstimme gut. Der Ständerat hatte schon im Herbst seine Zustimmung gegeben.
Die Vollmitgliedschaft bietet Forscherinnen und Forschern in der Schweiz eine gute Gelegenheit, die oftmals geforderte internationale Anbindung in den Geisteswissenschaften zu fördern, ohne einen einschränkenden Sonderstatus zugewiesen zu erhalten. Damit können insbesondere der Knowhow-Transfer in den digitalen Methoden und Infrastrukturen der Geisteswissenschaften in Europa, die Zusammenarbeit und der Austausch mit europäischen Forschenden sowie die internationale Sichtbarkeit von Schweizer Forschungsprojekten gefördert werden.
Die nötigen Mittel bewilligte das Parlament bereits mit der Botschaft zu Bildung, Forschung und Innovation für die Jahre 2021 bis 2024. Der Beschluss unterliegt dem fakultativen Referendum, weshalb der Beitritt nicht vor dem zweiten Quartal 2023 vollzogen werden kann.
Dariah: ein Netzwerk mit 20 Mitgliedsländern
Die Digitale Forschungsinfrastruktur für die Kunst- und Geisteswissenschaften wurde 2006 ins Leben gerufen und fördert die digital gestützte Forschung und Lehre in den Kunst- und Geisteswissenschaften. Dariah ist ein Netzwerk von Menschen, Fachwissen, Informationen, Wissen, Inhalten, Methoden, Werkzeugen und Technologien in 20 Mitgliedsländern. Es entwickelt, unterhält und betreibt eine Infrastruktur zur Unterstützung von Forschungspraktiken, die auf Informations- und Kommunikationstechnologien basieren, und unterstützt Forschende dabei, diese für den Aufbau, die Analyse und die Interpretation digitaler Ressourcen zu nutzen. Seit 2014 hat Dariah den Status eines «European Research Infrastructure Consortium» (Eric).
Die Koordination in der Schweiz wird durch das Dariah-CH-Konsortium wahrgenommen, dem acht Universitäten sowie die SAGW angehören. Die SAGW hat Dariah von Beginn weg unterstützt und die Bildung des Schweizer Konsortiums in die Wege geleitet. Das Koordinationsbüro ist beim Swiss National Data and Service Center for the Humanities (DaSCH) angesiedelt.
Der Beitritt zu internationalen Infrastrukturnetzwerken wird einfacher
Neben Dariah tritt die Schweiz fünf weiteren europäischen Forschungsverbünden im Rahmen des internationalen Gesamtverbunds «Eric» (European Research Infrastructure Consortium) bei:
- CLARIN ERIC: the research infrastructure for language as social and cultural data (Schweiz ab 2023 im Beobachterstatus)
Schweizer Knotenpunkt: Technologieplattform LiRI (Linguistic Research Infrastructure) an der Universität Zürich angesiedelt. Die SAGW ist Mitglied von Clarin-CH. - CESSDA ERIC: Consortium of European Social Science Data Archives
Schweizer Knotenpunkt: Kompetenzzentrum für Sozialwissenschaften Fors - BBMRI ERIC: European Research Infrastructure for Biobanking
Schweizer Knotenpunkt: Swiss Biobanking Platform - ECRIN ERIC: European Clinical Research Infrastructure Network
Schweizer Knotenpunkt: Swiss Clinical Trial Organisation - ICOS ERIC: Integrated Carbon Observation System
Schweizer Knotenpunkt: Integrated Carbon Observation System
Das Parlament hat am 12. Dezember entschieden, den Prozess für den Beitritt zu weiteren Infrastrukturnetzwerken im Eric-Verbund zu vereinfachen. In Zukunft soll der Entscheid direkt beim Bundesrat liegen.