Von Tagesstrukturen zu Tagesschulen – Entwicklungsperspektiven
16.09.2015, 14:15 - 18:30
Kornhausforum, Kornhausplatz 18, 3011 Bern
SAGW und weitere Partner, moderiert von Cornelia Kazis (Radio SRF)
In der Bereitstellung von Tagesschulen kann die Schweiz mit dem Angebot ihrer Nachbarländer nicht mithalten. Dabei gibt es mehrere Gründe, die für eine gut organisierte schulergänzende Betreuung sprechen: veränderte Lebensverhältnisse, der Mangel an Fachkräften in der Wirtschaft, demographische Entwicklungen, Gleichstellung von Mann und Frau und auch die Chancengleichheit für Kinder unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft.
Vielfältiges, aber lückenhaftes Angebot
Eine erste Standortbestimmung zeigt, dass ein Ausbau des familienergänzenden Kinderbetreuungsangebots im Schulbereich in den meisten Kantonen im Gange ist. Allerdings entwickelt sich das Angebot unvollständig und lückenhaft; ob Mittagstische, Hausaufgabenhilfe, Freizeitkurse oder echte Tagesschulen angeboten werden, hängt von der Gemeinde und vom Engagement einzelner ab. Der Begriff Tagesschule wird für vieles verwendet. Nicht immer ist damit eine Tagesschule mit einem pädagogischen Gesamtkonzept gemeint. Worin bestehen die Vor- und Nachteile einer Vielfalt von unterschiedlichen Tagesstrukturen im Vergleich zur ‚Tagesschule als Normalfall’, wie sie in den meisten unserer Nachbarländer etabliert ist?
Gesamtbetreuung oder Tagesstrukturen nach Bedarf?
Vor die Herausforderung gestellt, ein qualitativ gutes, den Bedürfnissen von Wirtschaft, Eltern und Kindern gerecht werdendes Betreuungsangebot zu entwickeln, sehen sich die zuständigen Behörden und Gemeinden mit unterschiedlichen Möglichkeiten konfrontiert. Grundsätzlich zeichnen sich zwei Entwicklungsoptionen ab: die Einführung und Weiterentwicklung von sich ergänzenden Tagesstrukturen, die nach Bedarf und auf Wunsch genutzt werden können, und die Einführung von Tagesschulen, basierend auf einem pädagogischen Gesamtkonzept, das Unterricht und Betreuung zusammenführt. Während sich die eine Perspektive stark an der explizit von Eltern angemeldeten Nachfrage orientiert und nur diese bedient, stellt die andere eine kontinuierliche, geregelte Gesamtbetreuung der Schülerinnen und Schüler sicher.
Qualität und Wirkung von Tagesstrukturen
An der Tagung «Von Tagesstrukturen zu Tagesschulen – Entwicklungsperspektiven» wurden Vor- und Nachteile sowie die gesellschaftliche Akzeptanz diskutiert. Im Zentrum stand auch die Frage, welche Auswirkungen die sehr unterschiedlich ausgestalteten Tagesstrukturen auf die Schule, Pädagogen, involvierte Fachpersonen und die Familien haben. Weiter sollte aufgezeigt werden, wie die Qualität solcher Einrichtungen gesichert werden kann. Dabei wurde deutlich, dass es bei der Ausweitung und der qualitativen Verbesserung des Betreuungsangebots nicht nur um Fragen rund um vorhandene Infrastrukturen, finanzielle Möglichkeiten und Qualifizierung des Personals geht, sondern auch um die wertebasierte Deutung des Erziehungsauftrags, das Verhältnis von Eltern und Schule, Elternbilder sowie politische Rahmenbedingungen.
Mit Beiträgen von:
Monika Bütler, René Levy, Marianne Schüpbach, Patricia Schuler, Esther Forrer, Christoph Eymann, Monika Maire-Hefti, Beat W. Zemp, Bernard Gertsch, Nadine Hoch, Susanne Stern, Barbara Custer, Ursula Rellstab und Dominique Chételat.