Marc Chesney, Professor für Ökonomie in Zürich, kritisiert in einem pointierten Artikel im neuen SAGW-Bulletin die Wirtschaftswissenschaften, die aus der Finanzkrise von 2008 nicht die nötigen Lehren gezogen habe. Er schreibt: «Eines steht fest: Die akademische Welt ist von den Bedürfnissen und Realitäten der Wirtschaft und Gesellschaft abgehoben. Sie hat aus der Finanzkrise von 2008 nicht die nötigen Lehren gezogen und zeigt sich angesichts der wiederholten Finanzskandale sehr zurückhaltend.»
Und weiter: Die von den Wirtschaftswissenschaften behandelten Themen seien «allzu oft losgelöst von relevanten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Grundsatzdebatten werden abgeblockt. Denn sie wären für die in ihren Dogmen erstarrte akademische Wirtschafts- und Finanzwissenschaft bloss störend.» Ein ehrgeiziges Programm tue Not, eine vertiefte Reflexion über den wirtschafts- und finanzwissenschaftlichen Unterricht, der sich stärker auf das Allgemeinwohl ausrichten müsse.
Die Ideen von Marc Chesney für eine soziale Ökonomie und einen nachhaltigen Finanzplatz in der Schweiz sind grundsätzlich: In Interviews, unter anderem im Magazin der Universität Zürich oder auf der Plattform Infosperber.ch, schlägt er beispielsweise eine komplette Neuausrichtung des Schweizer Steuersystems vor: Mikrosteuern, Abgaben auf den elektronischen Zahlungsverkehr, sollen die Staatskassen füllen.