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«Tatsächlich wissen wir nicht genau, zu welchem Zweck die Münze erfunden wurde.»

Christina Graf und Heinz Nauer
Gesellschaft – Kultur – Sprache

Kupferrohling, Trite, Bitcoin: Wir sprachen mit Numismatikerin Rahel C. Ackermann und Historiker Daniel Schmutz über die Entstehung von Geld, seine Formen und sein Wert.

Versetzen wir uns ins Jahr 100 nach Christus. Ein Helvetier geht in der Stadt Aventicum (heute Avenches, Kanton Waadt) auf den Markt. Was für Münzen hat er im Beutel?

Rahel C. Ackermann: Er bezahlt vermutlich mit römischen Kupfermünzen. Die Schweiz war damals gut ins römische Reich integriert, das über eine funktionierende Geldwirtschaft verfügte. Die Menschen bestritten ihre Alltagsgeschäfte grundsätzlich mit Kupfergeld. Silber- und Goldmünzen wurden zwar geprägt, aber waren zu viel wert, um im Wirtshaus ein Bier zu bezahlen. Sie wurden eher in der Hochfinanz verwendet oder um Steuern zu begleichen.

Daniel Schmutz: Die Römer waren von den kleinsten bis zu den grössten Nominalen hervorragend mit Münzen ausgestattet. Es gibt Schätzungen, die besagen, dass das Niveau der Monetarisierung der Römerzeit erst im 19. Jahrhundert wieder erreicht wurde.

Es gibt Schätzungen, die besagen, dass das Niveau der Monetarisierung der Römerzeit erst im 19. Jahrhundert wieder erreicht wurde.

Und auf den Münzen abgebildet war der Kopf des Kaisers?

Ackermann: Ja, in der Regel schon. Nach den Wirren um Nero gab es den Versuch, die Republik wieder zu etablieren und auf den Münzen den Senat hervorzuheben anstelle des Kaisers. Das hielt sich aber nicht lange. Das zeigt schön, wie unglaublich politisch Münzen sind. Wenn ein neuer Kaiser an die Macht kam, liess er auch sofort Münzen mit seinem Abbild prägen, damit das ganze Reich davon erfuhr. Die alten Münzen blieben allerdings im Umlauf und wurden höchstens umgemünzt, wenn sie nach Rom kamen. 

Wann die ersten Münzen geschlagen wurden, lässt sich relativ gut datieren: Im 7. Jahrhundert vor Christus an der türkischen Ägäisküste. Aber was führte eigentlich zur Erfindung der Münze?

Schmutz: Das ist eine spannende Frage. Münzen haben sich als Zahlungsmittel im Alltag als enorm nützlich erwiesen. Deshalb scheint der Schluss naheliegend, dass sie aus diesem Bedürfnis heraus entstanden sind. Aus historischer Sicht gibt es hier aber grosse Unstimmigkeiten. So sind die ältesten gefundenen Münzen aus einer Gold-Silber-Legierung (sogenanntes Elektron) und waren entsprechend viel wert. Die Trite zum Beispiel, eine der am weitesten verbreiteten Münzen in dieser frühen Phase, hatte den Gegenwert von 16 Schafen. Damit geht man nicht auf den Markt, um Brot oder Fisch zu kaufen. Dazu kommt, dass der früheste bedeutende Schatz dieser Elektronmünzen, den wir ziemlich genau auf 560 v. Chr. datieren können, unter dem Tempel der Artemis in Ephesos gefunden wurde. Hier waren die Münzen also nicht in einen wirtschaftlichen, sondern in einen religiösen Kontext eingebettet. Es ist auch möglich, dass Münzen als Soldzahlungen, Tributzahlungen oder Mitgift gedacht waren. Tatsächlich wissen wir nicht genau, zu welchem Zweck die Münze erfunden wurde.

Ackermann: Da stimme ich zu. Allerdings möchte ich ergänzen, dass der Wunsch nach normiertem «Geld» in irgendeiner Form vermutlich älter als die ersten Münzen ist. In unserer Gegend fand man Depots aus der Bronzezeit mit Hunderten von Rohgüssen von Beilen, Sicheln oder Lanzenspitzen. Als Werkzeug konnte man diese nicht nutzen. Was also war ihr Zweck? Es ist durchaus denkbar, dass die Rohgüsse im Sinne von normiertem «Geld» gehandelt wurden – als wiederverwertbares Rohmaterial, das zudem mit Prestige versehen war.

Warum hat sich die Münze in der Folge so rasant und erfolgreich durchgesetzt?

Ackermann: Münzen mit Edelmetallgehalt hatten den grossen Vorteil, dass sie handlich, transportabel und ortsunabhängig waren. Eine zentrale Instanz, zum Beispiel der Kaiser von Rom, garantierte, dass in den Münzen auch tatsächlich so viel Gold oder Silber enthalten war wie angegeben. Jeder im Mittelmeerraum wusste also, wie viel eine Silbermünze von einer bestimmten Grösse aus Athen wert war, und akzeptierte sie dementsprechend. Das bot eine gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit für den Einzelnen. Als es die Münzen einmal gab, waren sie darum als Zahlungsmittel rasch konkurrenzlos.

Münzen mit Edelmetallgehalt hatten den grossen Vorteil, dass sie handlich, transportabel und ortsunabhängig waren.

Wer bestimmte denn, ob eine Fremdwährung akzeptiert wird – und zu welchem Kurs?

Ackermann: Der Edelmetallgehalt war ausschlaggebend. Wenn Söldner beispielsweise mit neuen Münzen in die Eidgenossenschaft zurückkamen, wurden diese analysiert und an der Tagsatzung ein Kurs festgelegt. Aufgrund von Angebot und Nachfrage konnte der Wert von Edelmetall aber durchaus stark schwanken. Das war bereits in der Antike so. Im alten Ägypten gab es zum Beispiel viel Gold und verhältnismässig wenig Silber, während es in Anatolien mit seinen Silberminen genau umgekehrt war. Findige Leute haben das schon damals verstanden und auf dem Weg von Anatolien nach Ägypten oder zurück den Mehrwert abgeschöpft.

Schmutz: Interessant ist ja, dass in der Antike der gleiche Gegenstand in Athen eine Münze mit Kurswert und in Arabien Warengeld sein konnte. In Arabien entsprach der Wert der Münze dem Wert des Edelmetalls, das darin erhalten war – sie musste also gewogen werden. In Athen hingegen war ihr Wert durch einen festen Wechselkurs definiert.

Es gab also einerseits den messbaren Materialwert der Münze. Andererseits musste man aber auch darauf vertrauen, daran «glauben», dass man wirklich einen Gegenwert erhält …

Schmutz: Geld ist überspitzt gesagt Psychologie. Schlussendlich ist es reiner Glaube, ob etwas wertvoll ist. Als die Münzen noch Edelmetall enthielten, war es relativ einfach, daran zu glauben. Der Glaube an den Wert von Edelmetall hat eine lange Tradition. Heute hingegen existiert der Grossteil des Geldes nur noch in digitaler Form. Dass wir dennoch fest an seinen Wert glauben, hat mich schon immer fasziniert.

Schlussendlich ist es reiner Glaube, ob etwas wertvoll ist.

Eigentlich leben wir in einer revolutionären Zeit: Jahrtausende war Geld ohne ein hinterlegtes Edelmetall unvorstellbar. Noch bis 1967 enthielten die Schweizerfranken Silber. Heute glauben bereits viele an den Wert einer rein elektronischen Zahlenkette. Das hat sich innert weniger Generationen komplett verändert.

Sie haben die Kryptowährungen bereits angetönt. Im Bernischen Historischen Museum läuft derzeit die Ausstellung «Das entfesselte Geld». Sie erzählt von der Münze bis zum Bitcoin die lineare Geschichte einer quasi natürlichen Evolution des Geldes. Aber lässt sich ein Bitcoin überhaupt in eine Linie setzen mit einer antiken Silbermünze?

Schmutz: Der Kryptocoin erfüllt genau wie die Banknote und die antike Münze die ökonomische Definition von Geld: Sie alle haben einen Wert, der transportiert werden kann, und sie alle sind in einzelne Portionen «abpackbar»: ein, zwei, drei Bitcoins, ein, zwei, drei 20er-Noten, ein, zwei, drei Triten. Dazu kommt eine gewisse Rarität: Geld kann nicht beliebig vermehrt werden.

Die Entwicklung von der antiken Münze zur Kryptowährung entspricht einer zunehmenden Entmaterialisierung und Entfesselung.
Die Entwicklung von der antiken Münze zur Kryptowährung entspricht einer zunehmenden Entmaterialisierung und Entfesselung. Sie fand in mehreren Stufen statt, bei denen wir uns von alten Vorstellungen verabschieden mussten: Die Erfindung der Münze. Die Verbreitung der Banknote. Der Wegfall der Golddeckung mit dem Nixon-Schock 1971. Dann das Aufkommen der elektronischen Zahlungsmittel und heute der Kryptowährungen. Ähnliche Entwicklungen gab es übrigens auch in China und im Indusgebiet, wo etwa gleichzeitig Münzen entstanden wie in Europa, jedoch teilweise in einem anderen Tempo. So waren Banknoten in China bereits zur Zeit des europäischen Hochmittelalters verbreitet, während wir sie erst seit der Frühen Neuzeit kennen.

Machen wir einen Sprung ins späte Mittelalter: Was für Münzen trug ein Handelsmann mit sich, der im Jahr 1500 den Markt in Wolhusen bei Luzern besuchte?

Ackermann: Ab 1422 gibt Luzern selbst Münzen heraus. Deshalb hat er wohl einige Luzerner Münzen dabei, auf denen der Stadtheilige Leodegar abgebildet ist. Vermutlich zusammen mit einigen Basler oder Zürcher Münzen, weil die kleine Luzerner Münzstätte nicht genug produzieren konnte.

Schmutz: Es ist eine historische Konstante in der Schweiz, dass immer zu wenig Edelmetall da war, um den Bedarf zu decken. Kleine Münzen zirkulierten daher eher regional, grosse international. Falls der Handelsmann in Wolhusen eine Goldmünze dabeihatte, war sie vermutlich französisch oder italienisch. Erst ab 1907, mit der Gründung der Nationalbank und als diese Banknoten herausgab, konnte die Schweiz ihren Geldbedarf komplett mit Schweizer Franken decken.

Wir haben über den spätmittelalterlichen Handelsmann gesprochen. Wie sah es mit den Frauen aus? Hatten sie in dieser Zeit überhaupt Zugriff auf Geld?

Ackermann: Die Frauen hatten Zugriff auf Geld. Sie waren sogar in den Wechsel und in die Produktion involviert. Auf Bildern aus den Niederlanden sieht man teilweise einen Mann und eine Frau, die Geld prüfen und wechseln. Abrechnungen der Münzstätte in St. Gallen weisen die Frau des Münzmeisters als Lohnempfängerin aus. Aus Chur ist eine Dynastie von Münzmeistern bekannt, bei der das Amt in der Familie weitergeben wurde. Wenn ein Mann früh verstarb, gab die Frau das Wissen an ihren nächsten Mann weiter, der dann Münzmeister wurde. Sie hatte offensichtlich das Knowhow dafür.

Die Frauen hatten Zugriff auf Geld. Sie waren sogar in den Wechsel und in die Produktion involviert.

Schmutz: Aus der Neuzeit gibt es zudem Bilder von bürgerlichen Frauen, die einen Schlüssel am Gürtel tragen. Damit war bestimmt nicht nur die Hoheit über die Speisekammer gemeint, sondern auch über das Haushaltsbudget.

Waren Frauen auch auf den Münzen selbst vertreten, als Abbildungen?

Ackermann: Die allerschönsten Münzen, die es gibt, sind grosse griechische Prägungen mit Göttinnen, den Nymphen des lokalen Flusses und Personifikationen von Tugenden. Da gibt es Porträts von jungen Frauen, die sind zum Sterben schön. Die Römer wiederum haben ihre Töchter und vor allem Ehefrauen auf die Münzen gesetzt. Es gab hingegen nur wenige Herrscherinnen, die aktiv Münzen herausgaben: Kaiserin Zenobia von Palmyra oder auch Kleopatra sind vielleicht die berühmtesten von ihnen. Im Mittelalter war auf den Münzen fast konkurrenzlos Maria abgebildet. Ab dem 19. Jahrhundert finden wir wiederum vermehrt weibliche Personifikationen von Staaten: Helvetia für die Schweiz oder Marianne für Frankreich.

Schmutz: Die Idee, Eigenschaften in Form einer Frauengestalt darzustellen, kommt ja ursprünglich von den Römern. Ich finde es spannend, wie sich das bis heute auf unseren Münzen gehalten hat.

Entwickelten sich die Abbildungen auf den Münzen parallel zu gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen? Oder gingen sie diesen gar voraus?

Schmutz: Im Gegenteil, Münzbilder sind in der Regel konservativ. Wenn man sie sich einmal eingeprägt hat und ihnen vertraut, sollen sie schliesslich nicht gleich wieder wechseln. Der Dukat von Venedig wurde beispielsweise rund 600 Jahre lang mit demselben Bild geprägt. Zugleich sind Münzbilder urpolitisch, wie ein Beispiel aus der Zeit Justinians II. aus Byzanz zeigt: Ab einem bestimmten Moment tauschen der Kaiser und Christus auf der Münze die Plätze. Christus ist nun auf der Vorder-, der Kaiser auf der Rückseite. Das Münzbild spiegelt also den Übergang von einem heidnischen in ein christliches Staatsgebilde wider.

Münzbilder sind in der Regel konservativ.

Wirkt sich die Ästhetik, das Münzbild, auch auf den Umgang mit der Münze aus?

Ackermann: Zum Teil ja. Hier gibt es ein rührendes Beispiel: In einem ungarischen Grab wurde ein Christusköpfchen aus einer byzantinischen Goldmünze gefunden. Offenbar hat jemand das Köpfchen sorgfältig ausgeschnitten, dem Grab beigegeben und den Rest der Münze anderweitig verwertet.

Ich stelle mir vor, dass Münzen mit ihren Abbildungen eine starke nationale Identifikationsfunktion haben. Stimmt das?

Ackermann: Es ist erstaunlich, wie schlecht die Menschen ihre Münzen anschauen und kennen. Die wenigsten Leute wissen, was auf einer Schweizer Münze abgebildet ist. Wenn es um das neue Design einer Banknote geht, dann schauen die Menschen ihr Geld an, aber danach gewöhnen sie sich daran und vergessen es wieder. Ich musste darum etwas schmunzeln über die ganze Diskussion um die Präambel der Bundesverfassung und ob Gott dort noch erwähnt sein soll. Schliesslich steht auf jedem Fünf-Franken-Stück «Dominus providebit», «der Herr wird vorsorgen» – darüber beschwert sich niemand.

Es ist erstaunlich, wie schlecht die Menschen ihre Münzen anschauen und kennen.

Schmutz: Ich erinnere mich, wie die Menschen bei der Einführung des Euros ihr Geld plötzlich wieder anschauten und sich freuten, wenn sie eine seltene Münze aus einem kleinen Euroland im Portemonnaie hatten. Überhaupt war das ein wichtiger Moment für die EU. Durch die Münzen und Noten wurde sie greifbar, während sie vorher nur ein theoretisches Konstrukt war. Ich denke, das ist für jedes Staatsgebilde ein wichtiger Schritt. 

Um ein anderes Gegenwartsthema aufzugreifen: Lässt sich anhand von Münzfunden etwas über frühere Zeiten von Inflation sagen?

Ackermann: Aus der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus finden sich bei uns relativ viele Asse, die halbiert sind, also Hälften vom kleinsten geprägten Nominal. Es scheint eine Unterversorgung mit Kleingeld gegeben zu haben. Diese halbierten Asse verschwinden ab ungefähr 40 nach Christus, was auf eine Teuerung hinweist. Im zweiten Jahrhundert verschwinden auch die ungeteilten Asse, und man findet vermehrt Dupondien und Sesterzen, die das Doppelte oder Vierfache wert sind. Da gab es wohl einen weiteren Teuerungsschub.

Schmutz: Im dritten Jahrhundert herrschte eine galoppierende Inflation aufgrund der vielen Kriege und weil jedes Jahr einen oder mehrere neue Kaiser kannte. Dasselbe Nominal, der Antoninian, der zu Beginn des Jahrhunderts noch relativ gross war, mit ziemlich viel Silber drin, war am Ende des Jahrhunderts nur noch ein kleines Kupferkrümelchen. Das Silber wurde einfach durch Kupfer ersetzt. Aufgrund des hohen Bedarfs zur Deckung der Kriegskosten prägten die Herrscher massenhaft und hofften, dass die Söldner den Ramsch dennoch annehmen würden.

Ab wann realisierte man, dass Geldmenge und Geldwert möglicherweise zusammenhängen?

Schmutz: Die ersten Geldtheorien gab es im 16. Jahrhundert. Vorher war man komplett im Blindflug. Damals formulierte man beispielsweise das berühmte Greshamsche Gesetz, das besagt, dass schlechtes Geld gutes Geld stets verdrängt. Münzen mit einem tieferen Metallwert bleiben also im Umlauf, auch wenn sie denselben Nominalwert haben wie die guten Münzen. Wir kennen das noch heute: Schmutzige Einfränkler versuchen wir loszuwerden, während wir die glänzenden behalten. Im 17. Jahrhundert fiel John Law dann mit der Ausweitung der Geldmenge völlig auf die Nase, was eine Wirtschaftskrise zur Folge hatte. Nach jeder grossen Krise versuchte man, ein ökonomisches Gesetz zu basteln und hoffte, dass es bei der nächsten Krise halten würde. Heute stellen wir leider fest, dass die Theorien, die wir in Folge der grossen Inflation nach dem Ersten Weltkrieg formuliert haben, auch nicht mehr unbeschränkt gelten.

Die ersten Geldtheorien gab es im 16. Jahrhundert. Vorher war man komplett im Blindflug.

Ackermann: Für die Römer stellten sich solche Überlegungen noch gar nicht. Die Kaiser und ihre Verwaltung hatten nicht den Anspruch, die Zivilbevölkerung mit Geld zu versorgen, sondern prägten, um ihren eigenen Bedarf zu decken. Darum wurde in Kriegszeiten so viel Geld produziert.

Wird das Bargeld demnächst verschwinden?

Schmutz: Ich denke nicht. Das Vertrauen in Bargeld ist weiterhin stabiler als in digitales Geld. Sobald das Vertrauen in den Staat oder in das Funktionieren des Systems verschwindet, horten die Menschen wieder Tausendernoten unter der Matratze. Ich denke, mit dem gestiegenen Risiko von Stromausfällen werden wir das auch wieder beobachten.

Ackermann: Die Behörden empfehlen Bargeld auch offiziell als Teil des Notvorrats, den jede und jeder halten sollte. Zudem gibt es zahlreiche jahrhundertealte Praktiken und Gedankenmuster mit Münzen, die bis heute fortdauern.

Fragen: Christina Graf und Heinz Nauer

Dieses Interview erscheint in gedruckter Form im Themendossier «Geld | Argent» des SAGW-Bulletin 3/22.

Rahel C. Ackermann leitet seit 1999 das Inventar der Fundmünzen der Schweiz, eine Institution der SAGW. Sie hat an der Universität Basel Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Alte Geschichte studiert. Sie arbeitet in den internationalen numismatischen Netzwerken nomisma.org und European Coin Find Network mit und ist Co-Chair der Arbeitsgruppe «Digital Numismatics» von Dariah-EU

Daniel Schmutz ist Historiker und Konservator. Er kuratiert im Bernischen Historischen Museum die Sammlung Numismatik und Staatsaltertümer und koordiniert die historische Sammlung. Dort hat er auch bei der Wechselausstellung «Das entfesselte Geld» mitgewirkt, die noch bis Januar 2023 läuft.