Soziale Gerechtigkeit in der Schweizer Landwirtschaftskette
Vor welchen Herausforderungen stehen die Beschäftigten im Agrarsektor? Und was hat das mit unserem Ernährungssystem und der Politik zu tun? Diese Fragen stehen im Zentrum eines Forschungsprojekts, das die Verteilung der Wertschöpfung in der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette im Kanton Waadt nach dem Modell Transparent Profit untersucht. Darauf aufbauend wird ein Rollenspiel für den Unterricht an Landwirtschaftsschulen und anderen Berufsschulen entwickelt. Durch die spielerische Auseinandersetzung mit den sozialen Realitäten, Ungleichheiten und Spannungen in der Wertschöpfungskette fördert das Rollenspiel das systemische und kritische Denken der Schüler·innen – zwei Kompetenzen, die für das Verstehen, Reflektieren und Handeln im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung unerlässlich sind.
Projektleitung: Inès Burrus et Heidi Strebel, Université de Lausanne
Projekttitel: Jeu de rôle sur l’équité sociale dans les filières agricoles suisses
Ein partizipativ erarbeiteter Leitfaden gegen Foodwaste
Am Ende der Lebensmittelwertschöpfungskette, namentlich in den Haushalten, gehen jedes Jahr pro Person etwa 90 Kilogramm Lebensmittel verloren, die noch essbar wären. Die Konsument·innen verfügen also über einen wesentlichen Hebel gegen die Lebensmittelverschwendung. Im Rahmen des Projekts «Gerettet statt weggeworfen» wird die Bevölkerung im Einzugsgebiet des Museums Burgrain, im Kanton Luzern, dazu eingeladen, ihr eigenes Foodwaste-Verhalten zu reflektieren und mittels Online-Fragebogen und einem Workshop gemeinsam mit Wissenschaftler·innen von Agroscope Lösungen gegen Foodwaste zu erarbeiten. Resultat des ko-kreativen Prozesses ist ein praktischer, frei verfügbarer Leitfaden für Konsument·innen.
Projektleitung: Jeanine Ammann, Agroscope
Projekttitel: Gerettet statt weggeworfen – gemeinsam gegen Foodwaste
Nachdenken über die Ethik des Konsums
Konsum ist in der heutigen Gesellschaft allgegenwärtig und bringt zweifellos viele positive Aspekte mit sich. Viele Konsumgüter sind aber auch eng mit unethischen Praktiken wie etwa der Ausbeutung von Arbeitnehmenden, der Misshandlung von Tieren oder der Verschmutzung der Umwelt verbunden. Von Konsument·innen wird daher zunehmend erwartet, dass ihr Konsum fair, tierfreundlich und ökologisch nachhaltig ist. Doch was bedeutet ethischer Konsum in der heutigen Gesellschaft? Inwiefern sind Konsument·innen mitverantwortlich am Fehlverhalten von Unternehmen oder machen sich sogar mitschuldig? Sind Konsument·innen moralisch dazu verpflichtet, auf bestimmte Produkte zu verzichten? Was spricht dagegen, Konsument·innen zur Verantwortung zu ziehen? Was dafür? Was sollte politisch geregelt werden? Ziel des Projekts ist es, Unterrichtsmaterialien für die Mittelschule zu erarbeiten, auf deren Basis Schülerinnen und Schüler über die Ethik des Konsums diskutieren und reflektieren können.
Projektleitung: Lukas Naegeli, Universität Bern
Projekttitel: Ethik des Konsums am Gymnasium
Eintauchen in die Proteinwende
Hülsenfrüchte sind die stillen Helden bei der Abkehr von wenig nachhaltigen, tierischen Proteinquellen. Auf dem ZHAW-Campus Grüental in Wädenswil, Kanton Zürich, entsteht deshalb ein «Proteinwende-Garten», der Hülsenfrüchte als nachhaltige Antwort auf Ernährungsherausforderungen präsentiert und die Bedeutung und Vielfalt der Proteinwende erlebbar macht. Ziel des Projekts ist ein frei zugänglicher Audio-Walk mit Informationen zu nachhaltiger und gesunder Ernährung, Biodiversität, Klimaauswirkungen der Lebensmittelproduktion und praktischen Kochtipps. Während sich die Besucher·innen frei im Garten bewegen, tauchen sie mittels Smartphone in die Welt wissenschaftlicher Fakten und Geschichten zur Proteinwende ein. Zielgruppe des Audio-Walks sind alle Gartenbesucher·innen, darunter insbesondere Schüler·innen und Lehrpersonen.
Projektleitung: Rahel Skelton, ZHAW School of Life Sciences and Facility Management
Projekttitel: Selbstgeführter Audio-Walk im «Proteinwende-Garten»
Persönlicher Wegweiser zu mehr Nachhaltigkeit
Mit der Entwicklung rein technologischer Lösungen lassen sich die Energiewende und das Netto-Null-Ziel nicht erreichen. Nötig ist auch eine Verhaltensänderung. Wie einfach Menschen ihr umweltrelevantes Verhalten ändern können, hängt dabei massgeblich vom jeweiligen Lebensstil ab. Basierend auf den Ergebnissen eines Forschungsprojekts wird ein digitales Tool entwickelt, mit dem Nutzer·innen ihren eigenen Lebensstiltyp ermitteln und konkrete, auf sie zugeschnittene Tipps für eine nachhaltigere Lebensweise erhalten können. Die Bekanntmachung des digitalen Wegweisers erfolgt durch öffentliche Veranstaltungen und Schulbesuche.
Projektleitung: Bernadette Sütterlin, ZHAW School of Engineering, Institut für Nachhaltige Entwicklung
Projekttitel: Ein digitales Tool als persönlicher Wegweiser zu einem nachhaltigeren Lebensstil
Film ab: mit Zuversicht durch den Informationsdschungel
der Einstellung und dem tatsächlichen Verhalten vieler Personen. Eine der Ursachen für diesen «Attitude-Behaviour-Gap» findet sich an der Schnittstelle zwischen Mensch und Information. Die Informationsflut und das sogenannte Greenwashing von Unternehmen, die sich zu Marketingzwecken ein grünes Image zulegen ohne sich entsprechend nachhaltig zu verhalten, führen zu Skepsis und Verunsicherung. Das Projekt zielt darauf ab, der breiten Bevölkerung Strategien zu vermitteln, mit denen sich kognitive Dissonanz und Reaktanz – dieser innere Wettstreit zwischen schlechtem Gewissen und Wunsch nach Entscheidungsfreiheit – auflösen sowie eigene Voreinstellungen und negative Emotionen hinterfragen lassen. Ein Kurzfilm ruft zu Toleranz und Offenheit in diesem Zusammenhang auf und animiert die Zuschauer·innen dazu, Informationen kritisch zu prüfen – ohne dabei dem Pessimismus zu verfallen – und bewusst nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen.
Projektleitung: Friederike Vinzenz, Universität Fribourg, sustcom - sustainability communication research group
Projekttitel: Navigiere durch den Informationsdschungel: Praktischer Wegweiser für Verbraucher·innen
Mode mit Verantwortung: Aktionswoche zu nachhaltigem Kleiderkonsum
Die Textilindustrie ist eine der umweltschädlichsten Industrien der Welt. Sie produziert grosse Mengen an Abfall und steht immer wieder wegen unwürdiger Arbeitsbedingungen in der Kritik. Ausgehend von einer Studie zu den Hindernissen und Motiven für den Kauf von Second-Hand-Mode, organisiert die Forschungsgruppe (Anfang Dezember 2024) in Zusammenarbeit mit Ateapic, einem Netzwerk von Second-Hand-Boutiquen, eine Aktionswoche, um das Bewusstsein für nachhaltige Mode zu schärfen. Mit öffentlichen Veranstaltungen, einer Ausstellung und Workshops in Lausanne werden die Forschungsergebnisse präsentiert, der Dialog und die Reflexion über nachhaltige Konsumgewohnheiten angeregt und Ideen zur Verlängerung des Lebenszyklus von Kleidung vermittelt.
Projektleitung: Leïla Rahmani, Universität Lausanne
Projekttitel: Mode responsable: une semaine d’action sur la consommation durable de vêtements
Was wir gewinnen, wenn wir nachhaltig leben
Wie wäre es, in einer Stadt zu leben, in der die wesentlichen Bedürfnisse des täglichen Lebens innerhalb eines 20-minütigen Spaziergangs oder einer kurzen Fahrradfahrt erreichbar wären? Eine fiktive Geschichte, visuell aufbereitet, ermöglicht Einblicke ins Jahr 2054 und zeigt, dass die sogenannten 20-Minuten-Viertel im Vergleich zu aktuellen städtischen Wohnformen nicht nur umweltschonender wären, sondern den Bewohner·innen auch mehr Freiräume für Erholung, soziale Beziehungen, Kreativität und persönliche Interessen böten. In Abkehr vom negativ konnotierten Nachhaltigkeitsdiskurs über Verzicht und Wohlstandsverlust möchte das Projektteam die Stadtbevölkerung, unter Berücksichtigung von Erkenntnissen des Konzepts «Zeitwohlstand» und zur Wirkmacht von Narrativen, mittels positiver Botschaften und Bilder zu einem nachhaltigeren Lebensstil motivieren.
Projektleitung: Markus Iofcea, Patrick Wilhelm und Ramona Sprenger, swissfuture
Projekttitel: Was wir gewinnen können, wenn wir nachhaltig leben: Positives Narrativ zum nachhaltigen Leben exemplifiziert an Zeitwohlstand im 20-Minuten-Viertel