Das Corona-Virus hat die Medienberichterstattung fest im Griff. Kritische Stimmen von Kommunikationswissenschaftler zu dieser thematischen Monopolisierung der Medienwelt fanden in den letzten Wochen und Monaten aber kaum Gehör. Wo verstecken sich die deutschsprachigen Medien- und Kommunikationsforscher? Dies fragte Stephan Russ-Mohl, emeritierter Professor für Journalistik und Medienmanagement und Gründer des Europäischen Journalismus-Observatoriums, Mitte April im Überblicksdossier «Corona in der Medienberichterstattung und in der Medienforschung».
Darin sind die Ausnahmen genannt, wichtige Diskussionsbeiträge von Medienforschern zusammengeführt und offene Fragen formuliert, die gemäss dem Autor mehr mediale Aufmerksamkeit verdient hätten: Haben die Nachrichtenmedien mit ihrer konsonanten Berichterstattung das Meinungsklima erzeugt, das den Shutdown alternativlos erscheinen liess? Wie lässt sich die insgesamt konsonante Berichterstattung in den Leitmedien bis zum Shutdown erklären, obschon die Fachexperten teilweise kontroverse Standpunkte vertraten? Wissen Corona-Berichterstatter um die Übermacht ihrer Bilder? Und nicht zuletzt: Könnte es sein, dass selbst in grösseren Redaktionen Wissenschafts- und Medienjournalisten fehlen?