Das Wissenschaftssystem ist in Schieflage geraten. Getrieben von Wettbewerbsdruck und Leistungsmessung zählt heute insbesondere, was sich zählen lässt: viele Publikationen und viele Zitierungen. Das verleitet dazu, häufig und schnell Ergebnisse zu veröffentlichen. So werden beispielsweise Teilergebnisse bereits vor dem Ende einer Studie kommuniziert. Die Folgen sind unabsichtliche Falschmeldungen und eine Flut von Publikationen.
Debattieren statt zählen
Dabei lässt sich Forschungsqualität nicht allein mit quantitativen Kriterien messen. Dr. Marlene Iseli von der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) bestätigt: «Rund 50% der Kriterien, die Forschende der Geisteswissenschaften als wesentlich für die Beurteilung von Forschungsqualität erachten, sind nicht in Zahlen messbar». In der eben erschienenen Publikation «Zur Diskussion: Qualität vor Quantität» erinnern die SAGW und die Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) an die Prinzipien einer funktionierenden Wissenschaft und fassen bereits diskutierte Massnahmen zusammen. Mit der Umsetzung sollte nicht gezögert werden, will man nicht die Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Befunde aufs Spiel setzen. «Es ist an der Zeit, dass im universitären Feld Ergebnisse wieder debattiert und nicht gezählt werden», so der SAGW-Generalsekretär Dr. Markus Zürcher. Einen Anfang macht die SCNAT: Am 21. November stellt sie neue Formen der Beurteilung wissenschaftlicher Arbeit zur Diskussion.