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Stellungnahme zum Stabilisierungsprogramm 2017-2019

Stellungnahmen

Kein Stabilisierungsprogramm zulasten der Zukunft des Werkplatzes und des Nachwuchses

Stellungnahme – Die Akademien der Wissenschaften Schweiz sehen in dem sich verstärkenden globalen Wettbewerb die Spitzenposition des schweizerischen Forschungs- und Bildungsplatzes durch das Stabilisierungsprogramms 2017–2020 gefährdet.

Dank der prioritären Förderung der Forschung und Bildung während der letzten acht Jahre konnte die Schweiz ihren Spitzenplatz in einem sich verstärkenden globalen Wettbewerb gerade noch halten. Dass diese Position stets gefährdet ist, zeigen jüngst veröffentlichte internationale Rankings der Universitäten, die Schwächen bei den schweizerischen Forschungs- und Bildungsinstitutionen orten.

Sparquote trifft den Nachwuchs

Die Berufsbildung, die Fachhochschulen, die Universitäten, der ETH-Bereich und deren Förderorganisationen schaffen und sichern mit Bildung und Forschung die Arbeitsplätze der Zukunft. Leider wird die vom Bundesrat vorgeschlagene Sparquote zulasten von Bildung, Forschung und Innovation der Schweiz in erster Linie den Nachwuchs treffen, nämlich die Studierenden und den Mittelbau der Hochschulen.

Bereits geleistete Investitionen sind gefährdet

Durch die vorgesehenen Sparmassnahmen werden die vom Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung bereits seit 2011 geleisteten Aufbauarbeiten auf allen Stufen des Bildungssystems untergraben. Es besteht das Risiko, dass folgende bereits getätigte Investitionen zumindest teilweise ungenutzt verpuffen: Die Massnahmen zur erhöhten Durchlässigkeit über alle Bildungsstufen und gegen den Fachkräftemangel in zahlreichen Sektoren, die spezifische Förderung von erfolgskritischen Fachbereichen (MINT, Medizin) sowie die Stärkung des offenen und kompetitiven Hochschulraums und Forschungsstandorts Schweiz. Der Sparvorschlag kostet entscheidende Jahre in einer ernst zu nehmenden Situation, denn die bisher anerkannt starke Position sowie der Verbleib der Schweiz im europäischen Forschungsraum sind ungewiss. Bei einem Ausschluss würde die Schweiz erhebliche Finanzmittel verlieren und, was schwerer wiegt, Reputation und Attraktivität für Talente im In- und Ausland einbüssen, was zu einer Negativspirale führen wird.

Ein unproduktiver Verteilungskampf droht

In dieser Situation kann Sparen am falschen Ort die Schweiz sehr teuer zu stehen kommen. Die gewichtige Stellung der Schweiz in der Weltwirtschaft gründet auf einer offenen, internationalen und kompetitiven Forschung und Bildung. Die Produktivität aller Bereiche des Bundeshaushaltes (Verkehr, Sicherheit, Landwirtschaft, Gesundheit) hängt entscheidend von den Fortschritten im Bildungs-, Forschungs- und Innovationssystem ab. Zu befürchten ist schliesslich, dass kurzfristige Sparvorschläge einen unproduktiven Verteilungskampf und desorientierende Animositäten zwischen den verschiedenen Stufen und Einrichtungen des Bildungs- und Forschungssystem provozieren.

Begründete Sparmassnahmen werden unterstützt

Bildung und Forschung sollen ihren Beitrag zur Stabilisierung des Bundeshaushaltes leisten. Die Prozesse, die Leistungen und die Organisation des Bildungs- und Forschungssystems dürfen und sollen hinterfragt und eingehend überprüft werden. Auf dieser Grundlage können gezielte, in ihren Konsequenzen durchdachte und begründete Sparmassnahmen mit Augenmass und Verstand getroffen werden. Der BFI-Bereich muss jedoch über die nächste Dekade prioritär gefördert werden: Für die nachfolgende Generation und den Wohlstand des Landes und seiner Arbeitsplätze.

Akademien der Wissenschaften Schweiz
18. Januar 2016