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Die Geistes- und Sozialwissenschaften und Covid-19 in der Schweiz

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Die Corona-Krise liess zahlreiche Projekte und Initiativen entstehen: von digitalen Gedächtnisdatenbanken («Corona Memory»), über ein offenes Versuchslabor für Krisenreflexion (Blog-Projekt «Viral» an der Universität Lausanne) zu Datenerhebungen zu den Lebensumständen in der Krise (Schweizer Haushalts-Panel am Kompetenzzentrum Fors).

In der Förderpolitik des Bundes, die schnell und unmittelbar zur Bewältigung der Krise beitragen soll, wird den Sozial- und auch den Geisteswissenschaften aber insgesamt eine periphere Rolle zugewiesen, wie ehemalige Forschungsräte in einem Anfang Mai publizierten offenen Brief an den SNF kritisierten. Sie reagierten somit direkt auf das Ende April vom Schweizerische Nationalfonds (SNF) im Auftrag des Bundesrates ausgeschriebene Nationale Forschungsprogramm 78 «Covid-19», das stark auf die Biomedizin fokussiert und nur wenig Raum lässt für andere Disziplinen. «Der SNF favorisiert ein Denkmodell, wonach wir bloss das Virus in den Griff kriegen müssen, damit wieder alles in Ordnung kommt», sagt Alexander Grob, Psychologe an der Universität Basel und Initiant des offenen Briefs, am 14. Mai gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung.

Corona-Virus: rund 30 Prozent der geförderten Projekte fallen auf die Geistes- und Sozialwissenschaften

Bereits im März hatte der SNF eine – disziplinär offen gehaltene – Sonderausschreibung zum Coronavirus lanciert. In diesem Rahmen werden 36 Projekte mit insgesamt 10 Millionen Franken gefördert, wie der SNF mitteilt. 22 (61 Prozent) der Projekte sind in der Biomedizin angesiedelt, 10 (28 Prozent) in den Geistes- und Sozialwissenschaften und 4 (11 Prozent) in den Mint-Disziplinen. Etwas höher ist der Anteil von geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten über alle vom SNF, von Innosuisse und vom Europäischen Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 geförderten Projekte zu Covid-19 hinweg: rund 20 von 64 (31 Prozent) im Projektregister erfassten Projekten lassen sich hier den Sozial-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften zuordnen.