Ob im Einfamilienhaus in der Gartenstadt, im gentrifizierten Quartier oder beim Pendeln dazwischen: Irgendwo muss man ja sein – und immer ist man eingebunden in eine Umgebung. Unsere «Lebensräume», die räumliche Organisation unserer Umgebung, sind entscheidend dafür, wie unser Alltag funktioniert; sie prägen unser Sozialleben, unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit. Das neue SAGW-Bulletin befasst sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit unseren Lebensräumen: Die Autorinnen und Autoren gehen von Überlegungen des «Eingebundenseins» des Menschen in seine Umwelt aus und setzen sie in Beziehung zu einigen grossen Herausforderungen unserer Zeit: zur demografischen Alterung, zu einem einseitigen, auf Krankheit fokussierten Verständnis von Gesundheit, zu einer allzu disziplinär fragmentierten Forschungslandschaft.
Ein weites Feld
Jakob Zinsstag plädiert in einem engagierten Beitrag über das One-Health-Konzept für einen ganzheitlichen Blick, denn nicht zuletzt der Ausbruch von Covid-19 zeige: Der Mensch ist unentrinnbar auf seine Umwelt bezogen. Er öffnet damit implizit ein weites Feld, in dem sich die weiteren Beiträge verorten lassen: Der Neurowissenschaftler Dominique de Quervain betont auf Basis von Daten aus der «Swiss Corona Stress Study» den positiven Effekt von vermeintlich banalen Dingen wie Gartenarbeiten auf unsere Resilienz und unser Empfinden von Stress in der Krise. Die Wohnforscherinnen Liv Christensen und Marie Glaser streichen die Bedeutung von sogenannten «Schwellenräumen», halböffentliche Orte im unmittelbaren Wohnumfeld, für die Lebensqualität hervor. Die weiteren Beiträge des thematischen Dossiers «Lebensräume – Lieux de vie» befassen sich mit den Faktoren für Wohlbefinden im Alter (Michel Oris), mit dem Einfamilienhaus als Sehnsuchtsort (Anne Schillig) und mit der statistischen Messbarkeit unseres Zusammenlebens (Daniel von Siebenthal).
Tagung nimmt altersfreundliche Umgebungen in den Blick
Die Tagung «Altersfreundliche Umgebungen: integrierte Wohn- und Sozialräume als Chance für alle!», die am 14. September im Kursaal in Bern stattfindet, nimmt unsere konkreten Lebensräume ganz fokussiert in den Blick. Im Zentrum stehen dabei: «Wohnformen und -settings», «öffentlicher Raum, Gebäude, Verkehr und Mobilität» und «gesellschaftliche Partizipation». Die Tagung nimmt damit Themenkomplexe auf, für welche eine Anfang Jahr im Auftrag der «a+ Swiss Platform Ageing Society» publizierte Studie politischen Handlungsbedarf ausmachte.