Unsere «Lebensräume», die räumliche Organisation unserer Umgebung, sind entscheidend dafür, wie unser Alltag funktioniert; sie prägen unser Sozialleben, unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit. Diese Erkenntnis ist weder überraschend noch neu: Der Soziologe Georg Simmel beispielsweise beschrieb 1903 in seinem Aufsatz «Die Grossstädte und das Geistesleben», in freilich zeitgenössischer Terminologie, den Zusammenhang zwischen räumlich gegebener Materialität, Gesellschaft und «geistiger / mentaler Aktivität».
Seit Simmels Zeit gab es zahllose weitere Beiträge in zahlreichen Disziplinen, die sich in der ein oder anderen Form mit der Dialektik des Raumes befassten. Zum Beispiel stellte die kanadische Stadtforscherin Jane Jacobs 1961 in «The Death and Life of Great American Cities» einer grossflächigen Planung gewachsene nachbarschaftliche Netzwerke entgegen, die nach ihrer Auffassung einen Nährboden für individuelle Resilienz bilden.
Die eingeladenen Autorinnen und Autoren gehen in diesem Dossier von solchen Überlegungen des «Eingebundenseins» des Menschen in seine Umwelt aus und setzen sie in Beziehung zu einigen grossen Herausforderungen unserer Zeit: zur demografischen Alterung, zu einem einseitigen, auf Krankheit fokussierten Verständnis von Gesundheit, zu einer allzu disziplinär fragmentierten Forschungslandschaft.
Ob im Einfamilienhaus in der Gartenstadt, im gentrifizierten Quartier oder beim Pendeln dazwischen: Irgendwo muss man ja sein – und immer ist man eingebunden in eine Umgebung. Oder was sehen Sie, wenn Sie in der fremd- oder selbstverordneten Quarantäne zuhause aus dem Fenster schauen?
Dossier
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- Jakob Zinsstag Une seule santé : vers une science plus inclusive 434 KB
- Michel Oris Vieillissement démographique et bien-être des aînés 126 KB
- Liv Christensen, Marie Glaser Altersgerechte Lebensräume 176 KB
- Dominique de Quervain Psychische Auswirkungen des Corona-Lockdowns 365 KB
- Anne Schillig Das Haus von der Stange 330 KB
- Daniel von Siebenthal Typologies territoriales et régions d’analyse 479 KB
Fokus
- Bernhard Nievergelt, Miriam Ganzfried Hochschulen brauchen einen starken Third Space 172 KB
- Franz Barjak, Pietro Morandi Rege Gründungstätigkeit. Beiträge der Geistes- und Sozialwissenschaften zur Innovation in der Schweiz 174 KB
- Hubert Steinke Médecine, pouvoir et rôle des Medical Humanities 122 KB
- Hubert Steinke Medizin, Macht und die Rolle der Medical Humanities 122 KB
- Beatrice Kübli, Rita Gisler «Die richtige Umgebung trägt dazu bei, dass man länger selbständig leben kann.» 1 MB
Kolumnen
- Adrian Meyer Ding hat Geist: die Hygienemaske 135 KB
- Sandro Cattacin Le calvaire des sciences sociales (et humaines) en Suisse 61 KB
- Martin Hannes Graf Worte zur Wissenschaft: Benannter Lebensraum:Haus, Hof und Dorf 70 KB
- Isabel Martìnez Postdoc: Welcome to the One-Man-Show! 61 KB