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Eine gute Gesundheitsversorgung muss altersfreundlich sein

Romaine Farquet, wissenschaftliche Mitarbeiterin SAGW
Ageing Society Medical Humanities

Am 1. Oktober ist der «Internationale Tag der älteren Menschen». Eine Gelegenheit, sich mit der demografischen Alterung zu beschäftigen. Was bedeutet «gesund alt werden»?

Jedes Jahr am 1. Oktober ist «Internationaler Tag der älteren Menschen». Er wurde 1990 von der Uno ins Leben gerufen und ist nur ein Teil eines grösseren Ganzen von Standards und Strategien, die seit mehr als vierzig Jahren in Zusammenhang mit der Alterung der Gesellschaft entwickelt werden. Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die höhere Lebenserwartung «ein unglaublich wertvolles Geschenk, das es uns ermöglicht, nicht nur das Alter zu überdenken, sondern auch die Art und Weise, wie wir unser Leben führen».

Die Lebenserwartung in der Schweiz ist im letzten Jahrhundert stark angestiegen. Nach Angaben des Bundesamtes für Statistik stieg sie zwischen 1900 und 2019 bei Männern von 46,2 auf 81,9 Jahre und bei Frauen von 48,9 auf 85,6 Jahre. Um diese zusätzlichen Jahre nutzen zu können, müssen die immer älter werdenden Menschen jedoch über eine «gute Gesundheit» verfügen. Aber was bedeutet das eigentlich, «gesund alt werden»?

Gesundheit als Fähigkeit, das Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu können

Die WHO bietet eine dynamische und kontextualisierte Sicht des Begriffs «gesundes Altern». Es handelt sich um einen Prozess der Erhaltung und Entwicklung funktioneller Fähigkeiten, der älteren Menschen eine gute Lebensqualität ermöglicht. Damit sind die körperlichen und geistigen Fähigkeiten der Menschen gemeint. Die Umgebungen, in denen sie leben und interagieren, spielen ebenfalls eine Rolle. Daher liegt der Schwerpunkt nicht auf Krankheiten, sondern auf den Fähigkeiten, die es älteren Menschen ermöglichen, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten (vgl. Officer / Beard, 2017).

Damit ältere Menschen ihr Leben nach ihren Wünschen gestalten können, müssen verschiedene Dienstleistungen und Massnahmen eingerichtet oder angepasst werden. Im Falle der Gesundheitsversorgung etwa muss das System die Bedürfnisse einer älteren, aber dennoch heterogenen Bevölkerung berücksichtigen, da jeder Patient über eigene Erfahrungen, Werte und Lebensentwürfe verfügt. Akutkrankenhäuser beispielsweise müssen in der Lage sein, ihr Angebot an die spezifischen Bedürfnisse älterer Menschen anzupassen. Nur wenn sie dieses Prinzip der Geriatrie beachten, können sie eine wirklich nützliche und effektive Pflege anbieten (vgl. Jox, 2022).

Das Gesundheitssystem muss daher in der Lage sein, eine personalisierte Pflege zu bieten, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten ist. Aber ist eine solche Versorgung nicht für jeden Menschen, unabhängig von seinem Alter, von Vorteil? Sind die Kriterien für ein gutes Gesundheitssystem nicht letztlich für alle Menschen gleich? Ralf Jox, Professor für medizinische Ethik und geriatrische Palliativpflege an der Universität Lausanne, weist in seinem Input für die SAGW-Podiumsveranstaltung «Hin zu einer altersfreundlichen Gesundheitsversorgung» darauf hin, «dass jede gute Gesundheitsversorgung zugleich auch eine altersfreundliche Gesundheitsversorgung sein muss».

Hin zu einer altersfreundlichen Gesundheitsversorgung, Podiumsdiskussion am 27. Oktober

Ist unser Gesundheitssystem auf die Alterung der Gesellschaft vorbereitet? Am 27. Oktober lädt die SAGW zum Online-Podium  «Hin zu einer altersfreundlichen Gesundheitsversorgung». Die Inputs von fünf Gesundheitsexpert·innen werden den Ausgangspunkt für die Diskussion bilden. Sie stehen schon jetzt auf der Veranstaltungsseite in Textform und als Videos zur Verfügung.

www.sagw.ch/altersfreundliche-gesundheitsversorgung