Der Wissenschaftspreis MarcelBenoist ist der älteste Forschungspreis der Schweiz. Er zeichnet seit 1920 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, deren Arbeit sich als «nützlich für das menschliche Leben» erweist. 2021 stehen Nominationen für herausragende Forschungsleistungen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften offen. Bundesrat Guy Parmelin, Präsident der Marcel Benoist Stiftung, betont in der Preisausschreibung den Beitrag der Geistes- und Sozialwissenschaften zur Bewältigung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen: «Das Corona-Jahr hat uns wieder einmal aufgezeigt, dass Krisen aus einer ganzheitlichen Perspektive angegangen werden müssen».
Nominationen können bis am 15. April 2021 hier eingereicht werden. Wählbar sind alle Forschenden, die in der Schweiz wohnen und zu mindestens 50 Prozent an einer Schweizer Forschungseinrichtung arbeiten. Selbstnominationen sind ausgeschlossen. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) übernimmt im Auftrag der Stiftung Marcel Benoist die Evaluation der Kandidaturen.
Der Schwerpunkt des mit 250'000 Franken dotierten Marcel-Benoist-Preises lag lange Zeit auf den exakten Wissenschaften. Erst seit 1997 sind auch Geistes- und Sozialwissenschaftler wählbar (Tab. 1).
Tab.1: Die bisherigen Marcel-Benoist-Preisträger aus den Geistes- und Sozialwissenschaften
Jahr | Preisträger | Forschungsgebiet |
2018 | Lars-Erik Cederman | Konfliktforschung |
2008 | Ernst Fehr | Verhaltensökonomie |
2005 | Othmar Keel | Religionsgeschichte |
2001 | Ruedi Imbach | Philosophiegeschichte |
1999 | Jörg Paul Müller / Luzius Wildhaber | Völkerrecht |
Ausweitung auf Geistes- und Sozialwissenschaften seit den 1990er-Jahren
Am traditionell technikwissenschaftlich dominierten «EU Contest for Young Scientists» (Eucys) wurde von den Schweizer Projekten 2014 erstmals ein Thema aus den Sozialwissenschaften ausgezeichnet (Camill Eric Oberhausser, «Moral Attitudes – Differences between Women and Men»). Am beliebtesten bei den jungen Forscherinnen und Forschern, die von Schweizer Jugend Forscht für den internationalen Wettbewerb nominiert werden, bleiben aber Themen der exakten Wissenschaften wie künstliche Intelligenz oder Nanotechnologie. Das Feld für Wissenschaftspreise, ehedem weitgehend auf die Medizin, Natur- und Technikwissenschaften beschränkt, hat sich in den letzten zwei, drei Jahrzehnten geweitet. Das zeigt ein Blick in die Landschaft der Forschungspreise: Der mit 100’000 Franken dotierte Latsis-Preis beispielsweise, den der SNF jährlich im Auftrag der in Genf ansässigen Latsis-Stiftung an Forscherinnen und Forscher bis 40 Jahre für herausragende Grundlagenforschung vergibt, wurde seit der Jahrtausendwende sieben Mal in den Geistes- oder Sozialwissenschaften vergeben, acht Mal an eine/n NaturwissenschaftlerIn und sechs Mal im Bereich der Biologie / Medizin.
Die Öffnung für die Geistes- und Sozialwissenschaften ab den 1990er-Jahren zeigt sich auch im Anteilstrend der drei grossen Forschungsbereiche an den Preisen Benoist, Latsis und Eucys (Schweizer Kandidaturen) (Grafik 1). D
Diversifizierung der Schweizer Wissenschaftspreise
In der jüngeren Vergangenheit sind in der Schweiz zudem mehrere Preise hinzugekommen, die sich explizit oder unter anderem an die Geistes- und Sozialwissenschaften richten oder den Transfer und die Vermittlung von Wissen auszeichnen:
- Nachwuchspreis der SAGW für einen herausragenden wissenschaftlichen Artikel, jährlich seit 1996, seit 2019 in dreigeteilter Form, mit 18’000 Franken dotiert
- cogito-Preis der Cogito-Foundation für Projekte, die Natur- und Geisteswissenschaften einander näherbringen, zweijährlich seit 2002, mit 50’000 Franken dotiert
- Preis Optimus Agora des SNF für einen gelungen Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, jährlich seit 2018, Preis in Form einer Fortbildung in der wissenschaftlichen Kommunikation
Die Verteilung der Forschungspreise auf die verschiedenen Gebiete und Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften ist vielfältig. Eine Auswertung der vier erwähnten Preise – Marcel-Benoist, Latsis, Nachwuchspreis SAGW und Schweizer Projekte am Eucys – seit 1995 zeigt, dass Historiker und Historikerinnen die meisten Preise erhielten, gefolgt von Forschern und Forscherinnen der Wirtschafts- und Rechts- sowie der Politikwissenschaften.
Disziplin |
Anzahl Preise |
---|---|
Geschichte und Kunstgeschichte |
13 |
Wirtschafts- und Rechtswissenschaften |
7 |
Politikwissenschaften |
6 |
Literatur- und Sprachwissenschaften |
5 |
Ethnologie und Religionswissenschaften |
5 |
Psychologie |
4 |
Philosophie und Ethik |
3 |
Theologie und Altertumswissenschaften |
3 |
Kunst-, Theater und Musikwissenschaften |
3 |
Soziologie |
2 |