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Wissenschaftssystem: Hochschulen in Deutschland möchten wissenschaftliches Personal weiterhin befristet anstellen

180 000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hangeln sich an deutschen Universitäten von Vertrag zu Vertrag. Die Hochschulen möchten an der Praxis, wissenschaftliches Personal mehrheitlich befristet anzustellen, festhalten, wie die für das Personal zuständigen Kanzlerinnen und Kanzler Ende September in einer Erklärung festhielten – und ernten dafür Kritik.

Die Debatte über befristete Kettenverträge im akademischen Mittelbau dauert schon lange: Auch der Anfang Mai erneuerte Hochschulpakt, der sich dem Ausbau unbefristeter Anstellungsverhältnisse verschrieben hatte, konnte sie nicht beenden. Ein Bündnis aus Gewerkschaften und dem «Netzwerk für gute Arbeit in der Wissenschaft» wollte die Hochschulpolitik zum Umsteuern zwingen. Das Motto ihrer Kampagne lautete «Frist ist Frust».

Die Kanzlerinnen und Kanzler – an den Hochschulen für Personal und Haushalt zuständig – reagieren nun in der «Bayreuther Erklärung» auf die Kampagne: Sie betonen, das Beschäftigungssystem der Universitäten im wissenschaftlichen Bereich sei «primär ein Qualifizierungssystem» und dürfe nicht mit den gleichen Massstäben gemessen werden wie die Wirtschaft oder die Verwaltung.

«Wer in die Wissenschaft geht, sollte wissen, worauf er sich einlässt», sagt der Kanzler der Universität Ulm im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Die deutsche Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hingegen nannte die Erklärung «anachronistisch»; in einem Gastkommentar im Berliner Tagesspiegel ist von einem «Schriftwerk aus längst vergangenen Zeiten» die Rede.

Auch in der Schweiz fordert der Mittelbau schon seit längerer Zeit eine Diversifizierung der Karrierewege: Es sei indes sehr erstaunlich, dass es kaum konkrete Massnahmen zur Verbesserung der Situation im «akademischen Prekariat» gebe, obschon das Thema seit Jahren diskutiert werde und konkrete Empfehlungen vorliegen (z.B. im Bericht «Next Generation»), schreibt die Lausanner Doktorandin Aniko Fehr in einer Kolumne im aktuellen Bulletin der SAGW.