Follow-up: Die Geistes- und Sozialwissenschaften und die Innovation

Die Rahmenbedingungen innerhalb der Firmen müssen über einen bestimmten Zeithorizont verbessert werden. Die Balance zwischen alt und neu innerhalb Firmen muss gehalten werden. Man will das Kernbusiness schützen und gleichzeitig das Neue kreieren. Man kann einen Aufschwung beobachten, «purpose-driven» Innovationskulturen aufzubauen. Was ist der Sinn und Zweck einer Marke? Was will man wirklich für Produkte aufbauen? Wie sollen sie nachhaltig einen Wert generieren? So kann man mit einem change-Prozess vieles in Bewegung bringen, angefangen vielleicht mit dem Sinn und Zweck einer Firma hin zu einer Strategie, die man dann neu schreiben kann aus Sicht des Kunden, aus Sicht des Menschen, aus Sicht der Nachhaltigkeit. Man muss Entscheidungsprozesse zunehmend bewusst steuern. Heute sind oft kurzfristige Business-Ziele im Vordergrund.

Christina Taylor

Ein abschliessendes Votum von Marco Vencato ist bedenkenswert. Gebert Rüf ist eine der grössten Innovationsstiftungen und hat sehr viele interessante und äusserst innovative Projekte in der Pipeline. Dennoch erinnert er daran: «Vielleicht ist es nicht nur klug, bei den Geistes- und Sozialwissenschaften auf die Karte Innovation zu setzen. Ich glaube, es gibt so etwas wie Evolution und Tradition, es gibt so etwas wie rekursives Wissen, das genauso wichtig ist für die Beziehung zwischen den Menschen, für das Zusammenleben in der Gesellschaft, und vielleicht sollte man sich auch auf das konzentrieren.»

Necessity is the mother of all inventions - zweifellos. Innovation wurde jedoch bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als gesellschaftlicher Fortschritt verstanden. Hier muss man anknüpfen, so Markus Zürcher. Und hier spielen die Geistes- und Sozialwissenschaften eine elementare Rolle.

Die Rahmenbedingungen innerhalb der Firmen müssen über einen bestimmten Zeithorizont verbessert werden. Die Balance zwischen alt und neu innerhalb Firmen muss gehalten werden. Man will das Kernbusiness schützen und gleichzeitig das Neue kreieren. Man kann einen Aufschwung beobachten, «purpose-driven» Innovationskulturen aufzubauen. Was ist der Sinn und Zweck einer Marke? Was will man wirklich für Produkte aufbauen? Wie sollen sie nachhaltig einen Wert generieren? So kann man mit einem change-Prozess vieles in Bewegung bringen, angefangen vielleicht mit dem Sinn und Zweck einer Firma hin zu einer Strategie, die man dann neu schreiben kann aus Sicht des Kunden, aus Sicht des Menschen, aus Sicht der Nachhaltigkeit. Man muss Entscheidungsprozesse zunehmend bewusst steuern. Heute sind oft kurzfristige Business-Ziele im Vordergrund.

Christina Taylor

Ein abschliessendes Votum von Marco Vencato ist bedenkenswert. Gebert Rüf ist eine der grössten Innovationsstiftungen und hat sehr viele interessante und äusserst innovative Projekte in der Pipeline. Dennoch erinnert er daran: «Vielleicht ist es nicht nur klug, bei den Geistes- und Sozialwissenschaften auf die Karte Innovation zu setzen. Ich glaube, es gibt so etwas wie Evolution und Tradition, es gibt so etwas wie rekursives Wissen, das genauso wichtig ist für die Beziehung zwischen den Menschen, für das Zusammenleben in der Gesellschaft, und vielleicht sollte man sich auch auf das konzentrieren.»

Necessity is the mother of all inventions - zweifellos. Innovation wurde jedoch bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als gesellschaftlicher Fortschritt verstanden. Hier muss man anknüpfen, so Markus Zürcher. Und hier spielen die Geistes- und Sozialwissenschaften eine elementare Rolle.

Die Schweiz sieht sich wie alle Länder mit wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen konfrontiert, welche die Funktion und die Definition von Innovation und die an sie adressierten Ansprüche massgeblich erweitern. Doch wie sieht ein solches neues Innovationsverständnis aus? Die Veranstaltung brachte Expertinnen und Expertinnen aus der akademischen Forschung, der Kreativwirtschaft, der Verwaltung und der Innovationsförderung zusammen.

Ausgangspunkt für die Veranstaltung war die Studie «Beitrag der Geistes- und Sozialwissenschaften zu Innovation in der Schweiz», die Ende Februar vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation veröffentlicht wurde. Sie ist die erste substanzielle Studie, die sich mit dem Verhältnis der Geistes- und Sozialwissenschaften und der Innovation in der Schweiz befasst. Die Autoren Hugues Jeannerat, Olivier Crevoisier, Gaël Brulé und Christian Suter von der Universität Neuenburg stellen die Wichtigkeit ständiger industrieller und technologischer Erneuerung nicht in Abrede, halten aber auch fest, dass neue Technologien in der Gesellschaft nur dann akzeptiert und umgesetzt werden, wenn sie als «sinnhaft» anerkannt seien.

Video-Reportage: Den Wandel erschaffen

Als Ersatz für die ursprünglich für die Tagung vorgesehenen Input-Referate wurde eine Video-Reportage (39 Minuten) erarbeitet und im Vorfeld der Podiumsdiskussion publiziert. Ein gutes Dutzend Forscherinnen und Forscher sowie Expertinnen und Experten aus der Praxis und der Innovationsförderung beleuchten darin die wesentlichen institutionellen, rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Aspekte eines neuen geistes- und sozialwissenschaftlichen Verständnisses von Innovation.

Die vollständige Reportage (39 Minuten) sowie Statements und Kurzbiografien der Expertinnen und Experten im Video finden Sie hier.

Round Table: Welche Rolle für die Geistes- und Sozialwissenschaften?

    Impressionen

    Der Round Table fand auf der Plattform Webex statt und wurde in einem Studio an der Universität Neuenburg aufgezeichnet. Rund 150 Personen verfolgten die Diskussion im Live-Stream. Es folgen einige zentrale Statements der Expertinnen und Experten auf dem Podium (Biografien weiter unten). Ein ausführlicher Text zur Veranstaltung wurde im Blog des Schweizerischen Wissenschaftsrats publiziert.

    Nachhaltiger Wandel: aber wie?

    Gemäss Kwame Anthony Appia gibt es in der Menschheitsgeschichte immer wieder Momente, wo man sich kollektiv entschieden hat, etwas nicht mehr zu akzeptieren, was vorher komplett normal war. In ein paar Jahren oder Jahrzehnten wird es schockierend sein, dass wir so mobil waren, dass Menschen in Fabriken bei der Extraktion der Elemente für unsere elektronischen Geräte sterben mussten. Das Konzept «faire und unfaire» Schokolade wird uns absurd erscheinen. Und warum ist es oft die Jugend, die solche gesellschaftlichen Bewegungen trägt? Vielleicht haben wir weniger, das wir verlernen müssen. (Nora Wilhelm)

    Dort, wo die wirkliche Innovation passiert, das ist nach wie vor wenig sichtbar. (Ingrid Kissling-Näf)

    La société a des problèmes, le monde académique a des disciplines

    Au niveau interdisciplinaire, il y a eu passablement d’innovations. Prenons par exemple le master en migration à l’Université de Neuchâtel. Il y a plus de structures avec des instituts et des centres. Ce qui me semble le plus lacunaire en Suisse, c’est qu’il faudrait plus de porosité entre la société non académique et le monde académique. Je crois qu’il y a pas mal de choses à faire dans ce domaine. Et la collaboration doit aller au-delà de l’idée que les universitaires fournissent l’expertise… (Ola Söderström)

    Le monde académique n’a pas forcément la vocation de résoudre les problèmes. Il a la vocation de thématiser les problèmes, de les conceptualiser. La résolution des problèmes est de la responsabilité des politiques. (Edouard Bugnion)

    Où est-ce que je trouve de l’argent pour un projet dont je ne sais pas encore quels seront les résultats ? (Nora Wilhelm)

    Was für Produkte für wen?

    Was ist der Sinn und Zweck einer Marke? Was will man wirklich für Produkte aufbauen? Wie sollen sie nachhaltig einen Wert generieren? So kann man mit einem change-Prozess Vieles in Bewegung bringen, angefangen vielleicht mit einer Strategie, die man neu schreiben kann aus Sicht des Kunden, aus Sicht des Menschen, aus Sicht der Nachhaltigkeit. Man muss Entscheidungsprozesse zunehmend bewusst steuern. Heute sind oft kurzfristige Business-Ziele im Vordergrund. (Christina Taylor)

    Where do we go from here?

    Vielleicht ist es nicht nur klug, bei den Geistes- und Sozialwissenschaften auf die Karte Innovation zu setzen. Ich glaube, es gibt so etwas wie Evolution und Tradition, es gibt so etwas wie rekursives Wissen, das genauso wichtig ist für die Beziehung zwischen den Menschen, für das Zusammenleben in der Gesellschaft, und vielleicht sollte man sich auch auf das konzentrieren. (Marco Vencato)

    Necessity is the mother of invention. Innovation wurde jedoch bis Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als gesellschaftlicher Fortschritt verstanden. Hier spielen die Geistes- und Sozialwissenschaften eine elementare Rolle, hier muss man anknüpfen. (Markus Zürcher)

    On n'a pas besoin de nouveaux instruments. Il faut mieux les communiquer. La situation en Suisse est bonne, mail il faut plutôt changer les mentalités. (Ola Söderström)

    Biografien der Podiumsteilnehmer

    Edouard Bugnion, Innosuisse

    Edouard Bugnion ist Professor an der EPFL an der Fakultät für Informatik und Kommunikationssysteme, wo er das «Data Center Systems Laboratory» leitet. Er ist auch der wissenschaftliche Co-Direktor des «Swiss Data Science Center», einer strategischen Initiative des ETH-Rats. Seit Januar 2017 ist er zudem Vizepräsident für Informationssysteme an der EPFL. Bevor er in die Schweiz zurückkehrte, war Edouard Bugnion 18 Jahre als Forscher und Unternehmer in Kalifornien tätig; er promovierte in Informatik in Stanford und gründete als Chief Technology Officer zwei Startups: «VMware (NYSE: VMW)» und «Nuova Systems», die von Cisco übernommen wurden. Edouard Bugnion ist zudem Aufsichtsrat von Logitech und Verwaltungsrat von Innosuisse.

    Ingrid Kissling-Näf, Berner Fachhochschule Wirtschaft

    Ingrid Kissling-Näf ist Direktorin der Berner Fachhochschule Wirtschaft. Von 2012–2017 leitete sie die Abteilung Geistes- und Sozialwissenschaften des Schweizerischen Nationalfonds, von 2007–2010 die Förderagentur für Innovation KTI. Zuvor war sie als Generalsekretärin der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz tätig. Sie hat in Fribourg, Paris und Lausanne Theologie, Ökonomie und Verwaltungswissenschaften studiert und in St. Gallen doktoriert. Als Assistenz-Professorin für Forstliche Ressourcenökonomie an der ETH Zürich und Trainee am Workshop of Political Theory and Policy Analysis in Indiana hat sie sich intensiv mit ressourcenökonomischen Fragen in den Bereichen Wald, Wasser und Energie auseinandergesetzt. Sie hat für verschiedene Gremien wie beispielsweise die Nationalparkkommission oder den Beirat für genetische Ressourcen der deutschen Bundesregierung gearbeitet. Sie ist Stadträtin in Bern und Unicef-Delegierte.

    Ola Söderström, Schweizerischer Nationalfonds

    Ola Söderström ist Professor für Sozial- und Kulturgeographie an der Universität Neuenburg. Seine jüngsten Forschungsarbeiten konzentrieren sich zum einen auf die Beziehung zwischen städtischem Leben und psychischer Gesundheit und zum anderen auf die Stadtentwicklungspolitik in den Städten des Südens. Seit 2013 ist er Mitglied des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), seit 2017 Präsident der Abteilung Geistes- und Sozialwissenschaften des SNF. In dieser Funktion hat er in den letzten Jahren zahlreiche Initiativen ergriffen, um die Rolle der Geistes- und Sozialwissenschaften in der Gesellschaft zu erklären und zu fördern. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen an der Universität Neuenburg initiierte er verschiedene Publikationen, Veranstaltungen und Vorträge über die Beziehung zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften und Innovation.

    Christina Taylor, Creaholic SA

    Christina Taylor ist Managing Partner und Mitinhaberin der Creaholic SA in Biel, einer Schweizer Innovationsfabrik, die seit 1986 Geschäftskunden aus allen Branchen in Innovationsthemen unterstützt. Die Kernkompetenz der Creaholic SA liegt in der Erfindung von neuen Produkten und Technologien, in der Etablierung einer innovativen Unternehmenskultur sowie in der Entdeckung neuer Geschäftsfelder. Christina Taylor arbeitet dabei an der Schnittstelle von Customer Experience Design, Transformation und Produkterfindung. Ihre Erfahrung reicht von der Telekommunikationsbranche (Swisscom) bis hin zu Non-Profit-Organisationen. Sie arbeitete fünf Jahre lang im Silicon Valley am Outpost von Swisscom.

    Marco Vencato, Gebert Rüf Stiftung

    Marco Vencato leitet als stellvertretender Direktor ausgewählte Förderprogramme der Gebert-Rüf-Stiftung und ist unter anderem operativ verantwortlich für das Handlungsfeld «First Ventures», dem Nachfolge-Programm von «BREF – Soziale Innovation», dessen Outphasing er begleitet hat. Zuvor war er für den Schweizerischen Wissenschafts- und Innovationsrat tätig, wo er eine Reihe grösserer Projekte und Evaluationen nationaler Forschungsorgane durchführte. Nach seinem Studium in Geschichte und Italienischer Philologie war er unter anderem Fachkoordinator des Historischen Seminars der Universität Basel im EU-Forschungsprojekt Cliohres.net im Rahmen des Programms «Network of Excellence». Nach Forschungsaufenthalten in Neapel und am Istituto Svizzero di Roma promovierte er an der Unviersität Basel bei Achatz von Müller in allgemeiner Geschichte des Mittelalters.

    Nora Wilhelm, Collaboratio Helvetica

    Nora Wilhelm ist seit ihrem 15. Lebensjahr eine engagierte «Changemakerin». In ihrer Jugend in Genf nahm sie neben ihrer Tätigkeit als Aktivistin, Freiwillige und Praktikantin für Entwicklungs-NGOs an zahlreichen UN-Jugendkonferenzen teil und engagierte sich im Europäischen Jugendparlament (EJP). 2014–2016 leitete sie das EJP Schweiz. Sie hat einen Bachelor in Internationale Beziehungen und absolvierte zahlreiche Weiterbildungen. Sie ist sie Co-Gründerin und Catalyst von Collaboratio Helvetica, einer Initiative, die sich einer neuen, ganzheitlichen Denkweise verschrieben hat und zur Umsetzung der Agenda 2030 in der Schweiz beiträgt, indem sie Menschen und Organisationen aus allen Bereichen zusammenbringt. Für ihren Einsatz für das Freisetzen der höchsten Potenziale von Menschen und Organisationen wurde Nora Wilhelm unter anderem von der Unesco und der Cohort 2030 als Young Leader sowie von der Zeitschrift Annabelle als Schweizermacherin ausgezeichnet.

    Marie Rumignani, Akademie für Journalismus und Medien Neuenburg (Moderation)

    Marie Rumignani ist Absolventin sowohl der HEC Lausanne (Management) als auch der Akademie für Journalismus und Medien in Neuenburg (AJM) und derzeit Assistentin an der AJM. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Entstehung von Innovation in Redaktionen und die Modernisierung der journalistischen Praxis, insbesondere in den öffentlich-rechtlichen Medien. Sie ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Radio Télévision Suisse (RTS) an strategischen Projekten im Zusammenhang mit jungen Zuschauern und neuen Formaten beteiligt. Zuvor arbeitete sie für verschiedene Redaktionen in der Schweiz und in Vietnam im Rahmen des internationalen Freiwilligendienstes der Frankophonie.

    Kilian Stoffel, Rektor Universität Neuenburg (Grusswort)

    Kilian Stoffel ist seit 1997 ordentlicher Professor an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Neuchâtel; 2016 wurde er zum Rektor gewählt. Er erwarb einen Abschluss in Mathematik und Physik, gefolgt von einem Diplom und einem Doktorat in Informatik an der Universität Fribourg. Danach arbeitete er mehrere Jahre lang als Forscher in den Vereinigten Staaten. Seine Fachgebiete sind Data Mining, Wissensrepräsentationen, Ontologien und Informationssysteme.

    Markus Zürcher, Generalsekretär SAGW (Schlusswort)

    Markus Zürcher studierte Schweizer Geschichte, Ökonomie und Soziologie an der Universität Bern und als Visiting Student an der University of Lancaster. Er promovierte 1994 in Bern und erwarb 1999 ein Master of Public Administration (MPA) am IDHEAP in Lausanne. Seit 1995 ist er für die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften tätig, seit 2002 als Generalsekretär. Ab deren Gründung 2006 hatte er den Vorsitz der Geschäftsleitung der Akademien der Wissenschaften Schweiz bis 2016 inne. Von 2000 bis 2010 nahm er Lehraufträge für Soziologie und für Geschichte der Sozialwissenschaften an den Universitäten Freiburg und Bern wahr. Seit 2007 unterrichtet er Forschungsmethodik an der Privaten Hochschule für Wirtschaft (PHW).

    Netzwerk

    Die Veranstaltung «Die Geistes- und Sozialwissenschaften und die Innovation» brachte Forscherinnen und Forscher, Experten und Expertinnen aus rund 20 Institutionen in einen Austausch und markierte so einen Schritt auf dem Weg zu einem geistes- und sozialwissenschaftlichen Innovationsnetzwerk in der Schweiz.

    Weitere Veranstaltungen zu Innovation