Bilder des Alters und Alterns in der Gesundheitsversorgung
Immer mehr Personen leben immer länger. Im Kontext der alternden Bevölkerung sind die Bilder des Alters und des Alterns, die in den Köpfen und in der Gesellschaft verankert sind, äusserst wichtig, denn sie prägen alle Diskussionen und Handlungen zum Thema Alter. So haben Altersbilder einen Einfluss darauf, wie in der Gesundheitsversorgung mit älteren Menschen umgegangen wird, wie das System sich an die alternde Bevölkerung anpasst und wie umfassend die Gesundheitsförderung der Seniorinnen und Senioren gestaltet wird.
Die Tagung diskutierte Vorstellungen des Alters und ihre Realitätseffekte anhand sechs konkreten Inputs von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Tagungsformat
Die Veranstaltung bestand aus zwei Etappen. Anfang September wurden auf dieser Seite Inputs von Expertinnen und Experten in Video- und Textform publiziert. Am 23. September diskutierten fünf Podiumsgäste die Inputs im hybriden Format. Rund 130 Personen verfolgten die Diskussion im Live-Stream.
Auf dem Podium
- Christof Schmitz (Moderation), college M
- Iren Bischofberger, Careum Hochschule Gesundheit, Mitglied des SAMW-Vorstandes
- Dominique Dirlewanger, Universität Lausanne
- Stefan Klöppel, Universität Bern
- Bea Heim, ehem. Nationalrätin
Zur Reihe «Alt werden»
Die Tagung «Die Gesundheitsversorgung, die Gesellschaft und die ‹Alten›» ist die erste Veranstaltung in der Medical-Humanities-Reihe «Alt werden». Bis 2024 sind drei weitere Veranstaltungen geplant. Die Reihe ist eine Kooperation der SAGW mit der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften.
Programmkomitee
Nikola Biller-Andorno, Universität Zürich; Iren Bischofberger, Careum Hochschule Gesundheit & Mitglied des SAMW-Vorstands; Tobias Eichinger, Universität Zürich; Anna Elsner, Universität St. Gallen; Francesco Panese, Universität Lausanne; Delphine Roulet Schwab, Haute École de la Santé La Source; Hubert Steinke, Universität Bern; Piet van Spijk, Medicum Wesemlin; Lea Berger, SAGW; Valérie Clerc, Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften; Markus Zürcher, SAGW
Direkt zu den diskutierten Inputs
1. Alte Menschen: Vom Rand ins Zentrum der Medizin
2. Ist Alt-sein eine Krankheit?
3. Les images littéraires de la vieillesse en mutation
4. Angehörige von hochaltrigen Menschen: Im Spannungsfeld von Lebensqualität und Versorgungsqualität
5. La bientraitance des aînés dans le système de soins et de santé au temps du Covid-19
1. Biografien neu denken
Das Alter ist eine Lebensphase, die weitgehend negativ konnotiert ist. Das zeigt sich mitunter in der Literatur, die das Alter in der Vergangenheit häufig als einen Prozess des körperlichen Zerfalls, der Einschränkung und Verletzlichkeit beschrieb (Input Anna Elsner). Ist Altsein gar eine Krankheit? Ja, wenn Gesundheit fälschlicherweise als «Abwesenheit von Krankheit» verstanden wird, denn die meisten alten Menschen leiden gleich an mehreren Krankheiten. Nein, wenn man einen differenzierteren Gesundheitsbegriff verwendet, welcher die Lebensqualität und das subjektive Empfinden in den Vordergrund rückt, denn die meisten alten bis sehr alten Menschen sagen von sich, dass ihr Gesundheitszustand gut bis sehr gut sei (Piet van Spijk).
Auf jeden Fall gilt es zu differenzieren, zum Beispiel zwischen einem sogenannten «dritten» und einem «vierten» Alter – und überhaupt Biografien neu zu denken (Dominique Dirlewanger). Denn ein 67-Jähriger ist kaum in derselben Situation wie eine 95-Jährige, auch wenn das chronologische Alter allein wenig aufschlussreich ist und die interindividuellen Unterschiede sich im Verlauf eines Lebens tendenziell vergrössern (Delphine Roulet Schwab).
2. Begriffe reflektieren
«Gerontokratie», «Grauer Tsunami», «Silver Economy», «Ausklingphase»: Auf dem Feld der demografischen Alterung blühen die Metaphern. Nicht immer erkennen sich die Menschen, die damit gemeint sind, in diesen Formulierungen wieder (Iren Bischofberger). Und mitunter kippten die Begriffe ins Despektierliche oder gar ins Diskriminierende, wie etwa die Forderung nach einem «Stimmrecht light» für Seniorinnen und Senioren (Bea Heim).
3. Den (alten) Menschen ins Zentrum der Medizin stellen
In einer historischen Langzeitperspektive betrachtet sind alte Menschen zunehmend ins Zentrum der Medizin gerückt. Heute lässt sich gar fragen, ob eine ehemalige medizinische Unterversorgung nicht in eine Überversorgung gekippt sei (Hubert Steinke). Allerdings, so wandte Bea Heim, Alt Nationalrätin und Co-Präsidentin des Schweizerischen Seniorenrats, ein, sei «der ältere Mensch chronisch nicht eingebunden in die Erforschung der Wirksamkeit von Medikamenten» und die «Geriatrie das Stiefkind der Gesundheitspolitik». Bei der Frage nach der Überversorgung schwinge zudem die diskriminierende Frage mit: Lohnt es sich noch? Auf jeden Fall gelte es, nicht die Krankheit oder die Finanzen oder die Technologie ins Zentrum zu stellen, sondern die Lebensqualität und die Interaktion zwischen Menschen (Bea Heim).
4. Gesundheitsstandort Privathaushalt stärken und Angehörige einbeziehen
Die Angehörigen von alten und sehr alten Menschen sind in gewisser Weise die Leidtragenden des medizinischen Fortschritts. Gefragt seien deshalb klug konzipierte und finanzierte Versorgungskonzepte am «Gesundheitsstandort Privathaushalt». Bei den gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates (Gesundheit2030) sind die Angehörigen indes kaum ein Thema. Der Druck auf die Angehörigen müsse gesenkt werden und beispielsweise Wohnraum so konzipiert sein, dass Alte und Angehörige gar nicht erst mit der Frage «Altersheim ja oder nein?» konfrontiert werden. In der Schweiz denke man gesundheits- und gesellschaftspolitisch indes stark in Sektoren; der Privathaushalt sei dabei nach wie vor eine gesundheitspolitische Blackbox (Iren Bischofberger).
5. Räume schaffen: für Selbstbestimmung, Austausch und Partizipation
Analog zu Jugendparlamenten und Jugendräten brauche es mehr Partizipation und also mehr Selbstbestimmung auch für Seniorinnen und Senioren: in der Politik, in den Gemeinden und ganz konkret in den Altersheimen (Bea Heim). Und vor allem brauche es mehr Räume des Austausches zwischen Jung und Alt – politisch, nicht zuletzt in der Umweltpolitik, aber auch ganz konkret im Alltag (Dominique Dirlewanger).
6. Technologische Innovationen einsetzen
Es gibt eine Vielzahl von Technologien, welche das Bedürfnis von Seniorinnen und Senioren nach Autonomie unterstützen und gleichzeitig Angehörige und Pflege entlasten. Sie werden gemeinhin unter dem Begriff der «Gerontotechnologien», eine Kombination aus «Gerontology» und «Technology» gefasst und reichen von einfachen Sensorsystemen, die fast unsichtbar im Hintergrund unterstützen, bis hin zu Roboterlösungen, die sich unserer Aufmerksamkeit nicht zu entziehen vermögen. Technologien werden in der Gesellschaft indes nur dann akzeptiert und umgesetzt, wenn sie als sinnhaft anerkannt sind. Es ist deshalb entscheidend, dass sie partizipativ entwickelt werden (Sabina Misoch).
Fazit: keine Angst vor dem demografischen Wandel!
Eine differenzierte Wahrnehmung des Alterns mit all ihren gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Implikationen für alte Menschen muss gegen mitunter stereotypisierende Vorstellungen und ein gesundheitspolitisches Denken in Sektoren erstritten werden, wie gesellschaftlicher Fortschritt überhaupt immer erstritten werden müsse, so Markus Zürcher, Generalsekretär der SAGW, in seinem Schlusswort. Ein differenzierteres Bild des Alterns könnte dazu beitragen, dem demografischen Wandel positiver und weniger angstvoll zu begegnen. Nicht zuletzt könnte dabei hin und wieder ein Blick in die Literatur helfen, denn:
Les représentations littéraires nous permettent de découvrir que la vieillesse n’est jamais simplement le vieillissement des autres.
Anna Elsner, Literaturwissenschaftlerin
1. Alte Menschen: Vom Rand ins Zentrum der Medizin
Text-Input von Hubert Steinke
In Zedlers Universal-Lexicon, der bedeutendsten deutschsprachigen Enzyklopädie des 18. Jahrhunderts, wird Gesundheit definiert als «ein solcher Zustand des menschlichen Leibes, in welchem derselbe an allen seinen Theilen unverletzt seine natürlichen Verrichtungen ungehindert ausüben kann».[1] Dieser Fokus auf das problemlose Funktionieren des Körpers passt gut in die damalige Gesellschaft vor der Etablierung von Krankenkassen. Die entscheidende Frage nämlich war, ob man seine tägliche Arbeit im Haus, in der Werkstatt oder auf dem Hof verrichten und damit die Existenz sichern konnte. Letztlich bedeutete dies: wer arbeiten kann, ist gesund. Daraus folgte auch, dass man den Alten, welche nur noch teilweise in den Produktionsprozess eingebunden waren, medizinisch weniger Beachtung schenkte. [...]
Zum vollständigen Text-Input (PDF)
[1] Zedlers Universal-Lexicon (1735), Band 10, S. 1334.
Über Hubert Steinke
Hubert Steinke ist Professor für Medizingeschichte an der Universität Bern. Er promovierte in Bern in Medizin und in Oxford in Geschichte. Sein Hauptforschungsgebiet ist die Praxis und Theorie der Medizin im 18.–20. Jahrhundert. Er hat unter anderem zu Albrecht von Haller und zur Gelehrtenrepublik des 18. Jahrhunderts publiziert und ist Chefredaktor der medizinhistorischen Zeitschrift «Gesnerus».
Man kann sich in der Tat fragen, ob wir nach einer langen Periode der medizinischen Unterversorgung von alten Menschen nicht auf eine Überversorgung zusteuern.
Hubert Steinke, Medizinhistoriker
In der Frage nach der Überversorgung schwingt die Frage mit: Lohnt es sich noch?
Bea Heim, Alt Nationalrätin
2. Ist Alt-sein eine Krankheit?
Textinput Piet van Spijk
Die Fakten sind eindeutig: Mehr als 80 Prozent der Menschen über 70 Jahre und mehr als 90 Prozent der Menschen über 80 Jahre leiden an mindestens einer Krankheit – sie sind morbid.[1] Die meisten Alten leiden nicht nur an einer, sondern an mehreren Krankheiten – sie sind poly-morbid!
Gesundheitsbefragungen bei den Betroffenen ergeben jedoch regelmässig ein anderes Bild. Zwischen 60 und 80 Prozent der alten bis sehr alten Menschen sagen von sich, dass ihr Gesundheitszustand gut bis sehr gut sei. Damit besteht ein Widerspruch, nämlich: Wem ist zu glauben? [...]
Zum vollständigen Text-Input (PDF)
[1] Barnett K. (2012): Lancet Band 380, S. 37–43.
Über Piet van Spijk
- Geboren 1956, Grundschulen in Aarau
- 1976–1982: Studium der Medizin in Lausanne und Bern (Promotion 1991)
- 1997–2005: Studium der Philosophie in Luzern (Promotion zum Thema «Gesundheit» 2009),
- Facharzt FMH für Allgemein Innere Medizin
- 1991–2008: in eigener Praxis
- 2008–2015: Leiter einer Notfallinstitution im Luzerner Kantonsspital
- 2015: Mitgründer und Co-Leiter einer Gruppenpraxis in Luzern (Medicum Wesemlin)
3. Les images littéraires de la vieillesse en mutation
Text-Input von Anna Elsner
Literarische Darstellungen des Alterns sind so vielfältig wie der Prozess selbst. Manche Romane folgen den Charakteren ihr ganzes Leben lang, von der Geburt bis zum Tod, während andere erst dann eingreifen, wenn die Charaktere bereits alt sind. Da die moderne Medizin unsere Lebensspanne verlängert hat, ist die Erfahrung des Alterns alltäglicher geworden, und literarische Darstellungen des Alterns haben sich entsprechend vermehrt. Trotz der Komplexität und Vielfalt der Perspektiven, die wir über Sprachen, Kulturen und Zeiten hinweg finden, ist es unbestreitbar, dass viele literarische Darstellungen des Alterns die negativen Aspekte dieses Prozesses betonen: sie sind grösstenteils darauf angelegt, einen Prozess der körperlichen Transformation zu beschreiben, der von einem wachsenden Bewusstsein der eigenen zeitlichen und körperlichen Einschränkungen und Verletzlichkeit begleitet wird.
Simone de Beauvoirs bahnbrechender Text über das Altern, «La vieillesse» (1970), ist ein besonders interessantes Beispiel für literarische und philosophische Darstellungen des Alterns. De Beauvoir beschreibt das Alter als «eine Art schändliches Geheimnis, über das zu sprechen unanständig ist», und plädiert für mehr Sichtbarkeit der «Alten» und deren positiven wie negativen Stimmen. Dabei lautet die Leitfrage: «Wie sollte eine Gesellschaft beschaffen sein, damit ein Mensch im Alter ein Mensch bleibt?», und die Leser werden aufgefordert, sich in die Lage der «Alten» zu versetzen. De Beauvoir tut dies in ihrem Werk ebenfalls, mit einer brutalen Ehrlichkeit, welche die gesellschaftlichen, persönlichen und politischen Herausforderungen, die das Altern mit sich bringt, ernst nimmt.
Über Anna Elsner
Anna Elsner est professeure assistante de littérature et culture françaises à l'université de St. Gall et membre associée du Centre for Humanities and Health au King’s College Londres. Sa recherche se situe au croisement de la littérature, de la philosophie et de la médecine. Elle écrit un livre sur les soins palliatifs dans la littérature, la philosophie et la photographie en France. Dernier ouvrage : Mourning and Creativity in Proust, New York, Palgrave Macmillan, 2017.
4. Angehörige von hochaltrigen Menschen: Im Spannungsfeld von Lebensqualität und Versorgungsqualität
Text-Input von Iren Bischofberger
Lebensqualität und Versorgungsqualität beeinflussen sich gegenseitig und bilden aufgrund der unterschiedlichen Perspektiven – der PatientInnen, deren Angehöriger und der Gesundheitsprofessionellen – ein Spannungsfeld.
Der medizinische Fortschritt beziehungsweise die ausgeklügelte Chirurgie und Anästhesie für Menschen im hohen Alter ermöglichen lange Operationen, in diesem Fall auch ohne Versteifung des Gelenks. Aber die Wundheilung und Rehabilitation bleiben anspruchsvoll und für die bettlägerige Patientin körperlich mühsam sowie emotional anstrengend. Der tägliche bange Blick auf die Wunde bei der Visite ist spannungsgeladen. Die Versorgungsqualität ist mangels Alternativen zum Spital durchzogen. Die nun in der Schweiz aufkeimende Diskussion zu «Hospital@Home» gibt hier den längst nötigen Impuls für die Verlagerung von Spitalaufenthalten in den «Gesundheitsstandort Privathaushalt». [...]
Über I. Bischofberger
Prof. Dr. Iren Bischofberger arbeitete langjährig in der klinischen Praxis, vor allem im Bereich HIV/Aids und auch in der Spitex. Sie durchlief währenddessen ihre Hochschullaufbahn in der Pflege- und Gesundheitswissenschaft im In- und Ausland. Heute widmet sie sich der Lehre und Forschung, vorwiegend zur Thematik der erwerbstätigen pflegenden Angehörigen, sowie der Policy- und Gremienarbeit.
5. La bientraitance des aînés dans le système de soins et de santé au temps du Covid-19
Text-Input D. Roulet Schwab
Obwohl ältere Menschen einen wesentlichen Beitrag zur Gesellschaft leisten, werden sie oft als Belastung empfunden. Die wissenschaftliche Literatur zeigt, dass all diese Vorurteile, Stereotypen und Diskriminierungen – bekannt als Ageism – einen negativen Einfluss auf die körperliche und geistige Gesundheit, die Lebensqualität und die Lebenserwartung älterer Menschen haben. Die oft mit diesen Stereotypen liierte Vision der «Alten» als homogene Gruppe ist mangelhaft: Was wir als «Alter» bezeichnen, umfasst eigentlich mehrere Generationen mit unterschiedlichen Normen, Werten, Erfahrungen und Erwartungen. Ebenfalls nehmen die interindividuellen Unterschiede über den Lebensverlauf tendenziell zu.
Die Covid-19-Pandemie hat deutlich gemacht, wie ältere Menschen in unserer Gesellschaft, aber auch innerhalb unseres Gesundheitssystems wahrgenommen werden. Im Frühjahr 2020 war – trotz vieler solidarischer Initiativen sowie einer grösseren Sichtbarkeit der SeniorInnen und ihrer Rolle in der Gesellschaft – die negative, defizitäre und einheitliche Sicht auf ältere Menschen besonders spürbar. Die Covid-19-Krise hat gezeigt, dass die Grenze zwischen guten Absichten und Schutz auf der einen Seite und Bevormundung und Verletzung des Selbstbestimmungsrechts auf der anderen Seite brüchig und schwankend ist. Das Bild von Menschen über 65 Jahren als verletzliche Gruppe – unabhängig von ihrer tatsächlichen Urteilsfähigkeit und ihrem Gesundheitszustand – ist im medizinischen und pflegerischen Bereich allgemein weit verbreitet. In diesem Kontext bietet sich der französische Begriff «bientraitance» als interessante Grundlage an: dieser bezieht sich auf eine permanente Suche nach Individuation und Personalisierung der Dienstleistung.
Über Delphine Roulet Schwab
Delphine Roulet Schwab est Professeure ordinaire à l’Institut et Haute Ecole de la Santé La Source (HES-SO) à Lausanne. Titulaire d’un doctorat en psychologie et spécialisée en gérontologie, elle est l’auteure de nombreuses recherches et publications sur l’âgisme et la maltraitance envers les personnes âgées. Elle est Présidente de GERONTOLOGIE CH et d’alter ego (association pour la prévention de la maltraitance envers les personnes âgées), ainsi que membre du groupe de pilotage du senior-lab.
6. Gerontotechnologien: Hype oder sinnvoll?
Text-Input von Sabina Misoch
Unter Gerontechnologien (aus dem Engl. stammendes Kunstwort aus gerontology und technology) werden Technologien verstanden, die das (aktive) Leben von älteren Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen unterstützen, zum Beispiel in den Bereichen Sicherheit, Soziales, Fitness, Gesundheit und Mobilität. Gerontechnologien sind das Ergebnis zweier gesellschaftlicher Metatendenzen, des demografischen Wandels (Zunahme der Lebenserwartung und rückgängige Geburtenraten) und der Dynamik der Digitalisierung (Technikentwicklung). Diese Technologien schieben sich zunehmend in die öffentliche Diskussion, weil sie einerseits dem Wunsch der Seniorinnen und Senioren gerecht werden, möglichst lange im gewohnten Wohnumfeld verbleiben zu können, andererseits aber auch die (in-)formell Pflegenden zu unterstützen und zu entlasten vermögen. [...]
Über Sabina Misoch
Sabina Misoch, Prof. Dr., Soziologin, Leiterin des IAF (Instituts für Altersforschung) an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, Campus St. Gallen. Leiterin verschiedener Forschungsprojekte, unter anderem des derzeit grössten nationalen Forschungsvorhabens im Themenfeld Alter "AGE-INT: Internationale Expertise der Schweiz für innovative Lösungen für eine alternde Gesellschaft». Forschungsschwerpunkte: Digitalisierung, Gerontechnologien, AAL, Robotik, Technikakzeptanz, Living Labs 65+, Identität im Alter, Hochaltrigkeit, Wertewandel und Lebensqualität im Alter.